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Januar 2022

MS Mythen – Vierwaldstättersee
Am 4. Januar 1930 genehmigte der Verwaltungsrat der damaligen Dampfschiffgesellschaft des Vierwaldstättersees (DGV) den Bau eines kleinen Motorschiffes mit einer Tragkraft von 200 Personen und bewilligte den Kredit von 210’000 Franken. Sechs Wochen später, am 22. Februar 1930, wurde der Schiffsname bestimmt: «Mythen».

Foto: Zeitungsausschnitt aus dem «Vaterland» zum Bau des MS Mythen.

Die Baupläne wurden vollständig durch die DGV erstellt und die Ausführungen aller Arbeiten am Schiff, ausgenommen die Motorenlieferung, durch die Werft vorgenommen. Mit Modellschleppversuchen in der Hamburgischen Schiffsbauversuchsanstalt wurde die Schalenform bestimmt. Drei verschiedene Formen des Hecks wurden überprüft und schliesslich ein Kreuzerheck gewählt.

Foto: Für eine Revision wird ein Getriebe ausgebaut (1937).

Für die beiden Antriebsmaschinen wurden Offerten bei Gebr. Sulzer, Winterthur, der Bodan-Werft, Kressbronn (Mannheimer-Motorenwerke), den Motorenwerken Maybach, Friedrichshafen, den Maschinenfabriken Augsburger-Nürnberg, Augsburg, und der Motorenfabrik Deutz, Köln, eingeholt. Beschafft wurden zwei sechszylindrige Viertakt-Dieselmotoren mit je 150 PS Leistung bei 1300 U/min. von Maybach. Gestartet wurden sie mit Luft, dafür waren drei Luftflaschen (zwei als Reserve) vorhanden.

Foto: Ebenso 1937 erhält einer der beiden schweren Maybach-Motoren eine Revision.

Die Schalenbleche wurden mittels Lichtbogenschweissung zusammengebaut. Da sie nicht überlappend verbunden wurden, waren keine Nieten nötig und es konnte allein dadurch 2’300 Kilogramm an Gewicht an der Schiffsschale eingespart werden. Das Schweissverfahren wurde damals bereits in England und Deutschland angewandt und auch die Gebr. Sulzer gingen in ihren Neubauten zu diesem Verfahren über. Sämtliche Aufbauten wurden mit von der Aluminium-Industrie AG, Neuhausen, geliefertem Leichtmetall erstellt.

Foto: Im Originalzustand wies das Achterdeck zum Schutz der Fahrgäste ein Zeltdach auf.

Am 31. Juli 1931 erfolgte die Jungfernfahrt. Das Schiff erfüllte alle Erwartungen. Auch die Stoppfähigkeit war sehr gut, die vollbeladene «Mythen» konnte von 24 km/h Fahrgeschwindigkeit auf eine Schiffslänge angehalten werden.

Foto: Föhnsturm im Urnersee.

Beim Manöver von der Brücke 1 zur Brücke 8 setzte am 28. Juni 1955 der Backbord-Motor aus. Das eingeleitete Rückwärtsmanöver misslang. Die starke Strömung der Reuss trieb das Schiff flussabwärts und drückte es an die Seebrücke. Das MS Rütli eilte zur Hilfe und schleppte den Havaristen ab. Die Hilfsaktion wurde von zahlreichen Zuschauern auf der Brücke verfolgt.

Foto: Das MS Rütli befreite den Havaristen aus der ungemütlichen Lage.

Der strenge Einsatz des Schiffes erforderte den Ersatz der Antriebsmotoren. Es wurden zwei Saurer-Motoren bestellt. Im Oktober 1953 wurde der Steuerbord-Motor ausgewechselt und 1955 wurde der Backbordmotor ersetzt.

1988 wurden zwei MAN D-2866 D Motoren eingebaut.

Foto: 1988 werden zwei neue MAN-Motoren eingebaut.

1996 wurde der vordere Salon renoviert und das Mobiliar ausgewechselt. Der Raum im Vorschiff diente nun als Erstklass-Salon. Gleichzeitig bekam das Schiff ein neues Steuerhaus. Die «Mythen» war in den letzten Betriebsjahren im Sommerhalbjahr auf den Lokalkursen im Urnersee (Treib-Brunnen-Flüelen) im Einsatz.

Foto: Blick in die vordere Kabine. Dieser Raum ist ein unglücklicher Versuch etwas Stil in das Schiff hineinzubringen.

Nachdem der Entschluss zur Ausserdienststellung gefallen war, setzten sich einige Einzelpersonen zum Erhalt des Schiffes ein. Von den Initianten war geplant das Schiff in ein Restaurant-Schiff umzubauen. Mit diesem Umbau wäre vermutlich viel von der originalen Bausubstanz verloren gegangen. Schlussendlich erledigte sich die Sache von selbst, das Luzerner Stadtparlament lehnte das Gesuch für einen Standplatz am Seeufer von Luzern ab.

Foto: Abbruch in Flüelen.

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