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August 2021

DS Victoria – Vierwaldstättersee
Für die «Dampfschiffgesellschaft Luzern» (DGL) erstellt die Firma Sulzer, Winterthur zwei markante und eigenwillige Glattdecker mit je zwei Kaminen. Noch während der Montage gehen die beiden Boote am 7. Juli in den Bestand der neugegründeten VDGV (Vereinigte Dampfschifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees) über. Der Bau der beiden Schwesterschiffe fand gleichzeitig in einer Doppelbauhütte neben der Knörr-Werft statt. Die «Victoria» läuft am 23. Juni 1870 von Stapel, das Schwesterschiff Schweiz am 30. Juli 1870.

Foto: Die «Victoria» im Ursprungszustand am Schweizerhofquai in Luzern.

Zustand 1870-75:
Bis zum Umbau 1875/76 veränderte sich das Schiff nur unwesentlich. Es besass dunkelgrüne Schanzkleider und Radkästen und war ein reiner Glattdecker mit einer hinteren (1. Klasse) und vorderen (2. Klasse) Kajüte. Das ursprüngliche Tonnendach im Achterschiff bestand aus einem Lattenrost welcher 1873/74 mit Segeltuch überspannt wurde. Zudem war darüber das Sonnenzelt aufgespannt.

Foto: Die Dampfschiffe Victoria, Italia und Rigi am Bahnhofplatz in Luzern.

Zustand nach dem Umbau 1875/76 zum Salonschiff:
Analog zum DS Schweiz wird auch die «Victoria» um 7.20 Meter verlängert. Aufbau eines Salons auf dem Achterschiff. Schale, Schanzkleider, Radkästen und Aufbau werden weiss gestrichen. Die beiden Kamine bleiben bestehen. Anstelle des Steuerstandes im Heck entsteht ein solcher auf dem Oberdeck vor dem Kamin.

Foto: Schöne Heckaufnahme der «Victoria». Gut sichtbar der neue Salon und der Gaffelmast, der untypisch für den Vierwaldstättersee ist.

Umbau 1882:
Einbau von zwei nebeneinander angeordneten neuen Kesseln. Ab diesem Datum ist nur noch ein Kamin notwendig, welcher vor der Maschine situiert ist. Der Steuerstand verbleibt am alten Ort und auf dem Vordeck wird ein hoher weisser Mast erstellt. Die Bullaugen in den Radkastenlokalen bleiben bestehen. Über kurze Zeit, um 1892/93 erhält das Schiff einen braunen, hohen Gaffelmast.

Foto: Nach 1894 verlässt die «Victoria», mit einem neuen weissen Toppmast Luzern.

Umbau 1896:
Auf dem Vorschiff entsteht nun analog zur «Schweiz» eine Rotonde, darüber ein kurzes, begehbares Oberdeck. Der Steuerstand wird deshalb etwas erhöht. Die Bullaugen in den Radkastenlokalen werden durch Fenster ersetzt. Um diese Zeit werden hinter dem Kamin zwei Luftfänger erstellt und auf den Radkästen die beiden Rettungsboote samt Davits platziert. Was äusserlich nicht sichtbar ist, ist der Einbau einer neuen schrägliegenden Verbunddampfmaschine – einstweilen noch vor den Dampfkesseln.
Nicht ganz unfallfrei verlief die Karriere dieses Dampfschiffes. Am 29. September 1897 lief der Dampfer bei den «Nasen» im dichten Nebel auf Grund. Passagiere waren keine an Bord. Trotz des schwer beschädigten Bugs erreichte das Schiff die Werft in Luzern mit eigener Kraft.
Foto: 1905 ist die «Victoria» festlich beflaggt unterwegs.

Umbau 1906/07:
Mit dem Einbau neuer Kessel wird die Maschine auf Heissdampfbetrieb umgerüstet, zudem tauschen jetzt Maschine und Kessel ihren Standort. Ab nun an steht der Kamin hinten. Über dem Treppenaufgang zum Oberdeck entsteht ein Aufbau und darauf wird die neue Kommandobrücke mit offenem Steuerstand eingerichtet. 1908 werden aus Sicherheitsgründen die Bullaugen höher gesetzt. Das Schiff erhält neue Schaufelräder und in den Radkästen entstehen Strahlöffnungen.

Foto: Am 30. Dezember 1916 beförderte die «Victoria» internierte deutsche Offiziere.

Bei der Anfahrt zur Station Gersau rammte die «Victoria» am 31. Oktober 1935, abends nach 18 Uhr, die Gartenmauer beim Hotel Müller. Das Schiff befand sich auf Kurs 26 und fuhr von Treib kommend Richtung Gersau. Die Radschaufeln streiften die aus starken Quadern bestehende Ufermauer auf einer Länge von sieben Metern. Die meisten Schaufeln wurden dabei beschädigt. Ursache des Unfalls war menschliches Versagen des Untersteuermannes.

Foto: 1941 steht das Dampfschiff Victoria an der Brücke 1 in Luzern zur Abfahrt nach Alpnachstad bereit.

Am 14. September 1941 letzter Schiffseinsatz, denn in der Nacht vom 11./12. Mai 1942 bricht auf dem aufgedockten Schiff in der Werft ein verheerender Brand aus. Das Schiff musste aufgegeben werden und wird 1943 durch eine Fremdfirma abgebrochen. Die Kessel und die eisernen Radschaufeln gelangen auf dem DS Italia zum Einbau. Die Ankeranlage wird später auf MS Waldstätter weiter verwendet.

Foto: Traurige Überbleibsel der abgebrannten «Victoria».

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