Das Dampfschiff Hohenklingen wird kurz vor Jahresende, am 25. Dezember 1870, in Dienst gestellt. Der Name verweist auf die gleichnamige Burg oberhalb des Städtchens Stein am Rhein. Das von Escher Wyss gebaute Schiff ist 45.31 Meter lang (über Deck) und 8.40 Meter breit (über alles) und kann 320 Personen befördern. Die stehende oszillierende 2-Zylinder-Nassdampf Verbundmaschine leistet 210 PSi.
Verkauf…
Zur gleichen Zeit, als die «Hohenklingen» in Betrieb genommen wurde, stellte sich heraus, dass der Dampfer Rheinfall doch gehoben werden konnte. Die Schaffhauser besassen somit eine Flotte von vier Dampfschiffen und konnten den Fahrplan ausbauen. Der Verwaltungsrat der Dampfboot-Gesellschaft erachtete den Betrieb von vier Dampfern als zu teuer. Er beantragte den Aktionären an der Generalversammlung die «Hohenklingen» für Fr. 70’000 an die württembergische Eisenbahnverwaltung in Friedrichshafen zu verkaufen.
…nach Württemberg
Die Württemberger hatten sich vor allem für die «Hohenklingen» interessiert, da sich dieses Schiff für den Dienst auf dem Obersee besser eignete als der Rest der Schaffhauser Flotte. Da der Dampfer, er erhielt den Namen Christoph, keine Brücken mehr zu passieren hatte, wurde er zwischen den Radkasten überdacht und mit einem hohen Mast ausgestattet. Seine Tragkraft musste von ursprünglich 320 auf 200 Passagiere beschränkt werden. Oft hatte er den Schnellkurs im Obersee-Längsverkehr zu übernehmen oder stand als Schlepper im Trajektdienst im Einsatz.
Neuer Name
1877 stellte die württembergische Staatseisenbahn einen von Escher Wyss gelieferten Neubau unter dem Namen Christoph in Dienst. Die ehemalige «Hohenklingen» wurde in «Moempelgard» umbenannt. Dies ist der deutsche Name der Stadt Montbéliard, welche lange Zeit unter württembergischem Einfluss stand.
Rückkauf
Um 1900 erhielt der Verkehr auf dem Untersee und Rhein neuen Auftrieb. Mit drei Schiffen konnte der Verkehr nicht bewältigt werden. In den Monaten Juni, Juli und August mussten weitere Einheiten eingesetzt werden können. Die Gesellschaft in Schaffhausen prüfte den Kauf eines neuen Raddampfers. Für die Fahrten nach Radolfzell wurde mit der badischen Eisenbahnverwaltung ein neuer Subventionsvertrag abgeschlossen, was im Herbst 1902 den Rückkauf des württembergischen Dampfers Mömpelgard möglich machte.
Krieg
Während des Zweiten Weltkriegs war man froh, mit der «Schaffhausen» und «Hohenklingen» noch zwei Dampfschiffe einsetzen zu können. Es herrschte Mangel an Treibstoff für die Motorschiffe, die Dampfer wurden mit Holz befeuert. So konnten auch während des Krieges einige Fahrten zwischen Schaffhausen und Gottlieben durchgeführt werden. Das benötigte Personal wurde zum Teil tageweise vom Militärdienst beurlaubt und auf die Dampfer «kommandiert».
Verkehrszunahme
Die «Hohenklingen» konnte am 10. Juni 1945 als erstes Schiff nach Kriegsende den Rhein bei Konstanz zu befahren und den Hafen Kreuzlingen zu erreichen.
Nach dem Krieg nahm der Verkehr zu und die beiden 1936 in Dienst gestellten Motorschiffe Munot und Arenenberg erwiesen sich als zu klein. Wohl wäre es möglich gewesen die «Hohenklingen» zu sanieren. Ein neuer Kessel hätte eingebaut und wie bei der «Schaffhausen» auf Ölfeuerung umgestellt werden müssen. Doch der Reisende wollte bei Regenwetter nicht mehr in eine finstere Kajüte mit kleinen Bullaugen hinabsteigen. Gefragt war ein behaglicher Salon mit grossen Fenstern, welche die Sicht auf die Landschaft ermöglichen.
Zwei neue Motorschiffe
An der Generalversammlung im Juli 1954 wird die Beschaffung von zwei Motorschiffen beschlossen. Sie sollen die altersschwache «Hohenklingen» ersetzen. Zwei Jahre später konnte das von der Bodan-Werft gelieferte MS Kreuzlingen in Betrieb genommen werden, das Schwesterschiff Stein am Rhein kam im Folgejahr zum Einsatz.
Letzte Reise
Im Frühling 1957 wurde der Dampfer Hohenklingen betriebsbereit gemacht, jedoch während der ganzen Saison nicht mehr eingesetzt. Im Herbst verkaufte die Schifffahrtsgesellschaft das Schiff an ein deutsches Abbruchunternehmen in Ulm. Noch einmal wurde für die letzte Reise von der Werft in Langwiesen nach Friedrichshafen aufgedampft.
Für die letzte Fahrt am 15. Oktober 1957 hatte die Besatzung in zivilen Kleidern anzutreten. Das Kommando führte Kapitän Hächler. Zur Mitfahrt war das gesamte Personal der URh inklusive den Pensionierten und Aushilfen eingeladen. An Bord war ein einfaches Mittagessen vorgesehen, ein eigentliches Abschiedsessen gab es in Friedrichshafen.
Bereits im November wurde der Raddampfer verschrottet. Es sollte noch genau zehn Jahre dauern, bis auch das letzte auf dem Untersee und Rhein verbliebene Dampfschiff, die «Schaffhausen», zu seiner letzten Fahrt auslief.