DS Helvetia; ab 1896 als DS Winkelried (II) auf dem Vierwaldstättersee - Zugersee

Die neue «Helvetia» erregt Aufmerksamkeit: Knaben sind sogar auf einen Masten der Strassenbeleuchtung gestiegen. (Archiv Kurt Hunziker)
Die neue «Helvetia» erregt Aufmerksamkeit: Knaben sind sogar auf einen Masten der Strassenbeleuchtung gestiegen.
(Archiv Kurt Hunziker)

1875 wird die Arth-Rigi-Bahn eröffnet und damit steigt die Anzahl der Schiffsreisenden auf dem Zugersee. Die Bergbahn bestellt bei Escher Wyss in Zürich einen Salondampfer mit dem Namen Helvetia. Noch bevor das Schiff in Fahrt kommt, übernimmt die damalige Schifffahrtsgesellschaft des Zugersees den Neubau. An den Baukosten von 160’000 Franken beteiligt sich die Arth-Rigi-Bahn mit 60’000 Franken.

 

Der Dampfer ist 42.00 Meter lang (über Perpendikel) und 6.00 Meter breit im Hauptspant. Die neue Einheit kann 500 Personen befördern und wird zum Flaggschiff der Zugersee-Flotte. Die Probefahrt, damals wurde die Jungfernfahrt so bezeichnet, erfolgt am 29. Juli 1876.

 

Übernahme

Zusammen mit dem Dampfer Stadt Zug wird bis 1882 die Schifffahrt auf dem Zugersee erfolgreich betrieben. Danach konkurrenziert die Eisenbahn entlang des Südwestufers des Zugersees die Schifffahrt. Per 1. Juni 1884 übernimmt die «Vereinigte Dampfschiffahrts-Gesellschaft des Vierwaldstättersees» für 59’600 Franken die Schifffahrtsgesellschaft des Zugersees. Damit wechselt auch der Eigentümer der «Helvetia». Bis 1896 kann die neue Besitzerin die jährliche Zahl der Passagiere auf dem Zugersee bis auf 87’000 Personen steigern und damit mehr als verdoppeln.

 

Das Ende des Erfolgs ist jedoch mit der Eröffnung der neuen Bahnstrecke absehbar und der Verwaltungsrat der Luzerner Gesellschaft beschliesst, die per 1. Juni 1896 auslaufende Konzession für den Zugersee nicht zu erneuern. Bereits im Vorjahr kommt die Idee auf, die «Helvetia» auf den Vierwaldstättersee zu verschieben.

 

«Züglete»

Im Juli 1896 realisiert man den Umzug. Der Dampfer wird in Buonas ausgewassert und die Schiffsschale in zwei Hälften geteilt. Diese werden nachts mit Pferdewagen nach Luzern transportiert. Das Schiff, um vier Meter verlängert, erhält neue Aufbauten.

 

DS Winkelried (II)

Mit zwei neuen Kesseln und mit der auf Verbundsystem umgebauten Dampfmaschine kommt es am 9. April 1898 unter dem Namen Winkelried auf dem Vierwaldstättersee in Fahrt. Auf Grund seiner Grösse ergänzt es die beiden Luzerner Raddampfer Gotthard und Pilatus während Jahrzehnten ideal.

 

1906 wird der offene Fahrstand auf dem Oberdeck durch ein geschlossenes Steuerhaus ersetzt. Im Winter 1923 muss der Hochdruckzylinder erneuert werden.

 

Ausser zwei Havarien im Jahr 1929 sind keine Pannen der «Winkelried» bekannt. Nach der Inbetriebnahme der beiden Motorschiffe Waldstätter und Titlis reduzieren sich die Einsätze des Dampfers.

 

Ausser Dienst

Im Herbst 1954 nimmt man den veralteten Raddampfer mit fast 2 Mio. Fahrkilometer ausser Dienst, da im Folgejahr das neu erbaute Motorschiff Rigi zur Verfügung steht.

 

1961 werden die Aufbauten, Kessel und Dampfmaschine abgewrackt und die Schiffsschale an Privat verkauft.