Die DGV beschliesst 1887, nach der mächtigen «Stadt Luzern» (II), ein vielseitig verwendbares Salonboot mittlerer Grössenklasse zu beschaffen. Im November ergeht eine entsprechende Bestellung an die Firma Gebr. Sulzer in Winterthur. Das «Gotthard» (II) genannte Dampfschiff ist 46.00 Meter lang und 11.40 Meter breit (jeweils über alles), die schrägliegende 2-Zylinder-Nassdampf-Verbundanlage leistet 350 PSi. Die neue Einheit läuft am 19. Januar 1889 von Stapel und kann am 15. Februar in den regelmässigen Dienst übernommen werden. Die Besatzung umfasste neun Mann.
Vielseitig verwendbar
Mit seiner Grösse war die «Gotthard» (II) ein vielfältig einsetzbares Schiff für die Hauptkurse im Winter und die Nebenkurse im Sommer.
In den ersten Jahren hatte der Raddampfer ein erhöhtes Steuerhaus. Dieses stand über der Rauchkabine auf dem Oberdeck als «drittes» Deck. Nach wenigen Jahren wurde das Steuerhaus durch einen offenen Steuerstand ersetzt. 1907 wurde die Rauchkabine entfernt und an deren Stelle ein neues Steuerhaus auf einem Oberlicht aufgebaut.
Neue Kessel
Am 21. Februar 1912 bewilligte der Verwaltungsrat der DGV die Bestellung von neuen Kesseln bei den Gebr. Sulzer. Obwohl die alten Kessel keine grösseren Mängel hatten und fast 25 Dienstjahre und etwa eine Million Kilometer Fahrt hinter sich hatten, wurde eine Auswechslung als angezeigt erachtet.
Verlängerung
In der Folge wurde das Dampfschiff in den Jahren 1913/14 um 2,8 Meter verlängert und eine vierte Schottwand eingebaut. Die Radkasten erhielten ein neues Ausschnittmuster und die Dampfmaschine wurde generalrevidiert. Das Schiff konnte neu für 600 Passgiere zugelassen werden und bewährte sich weiterhin ausgezeichnet.
Strenge Einsätze
Selbst in Kriegsjahren stand es im strengen Dienst. So war es 1943 an 355 Tagen in Fahrt und legte dabei 43’035 Kilometer zurück.
Havarie
Von Unfällen blieb die «Gotthard» (II) nicht verschont. So wurde sie am 17. Dezember 1911 von einem Nauen gerammt und am 1. Dezember 1948 rammte wiederum ein Nauen im Nebel den Raddampfer. Nach beiden Vorfällen waren grössere Reparaturen nötig.
Rückgang der Fahrleistungen
Mit Inbetriebnahme von MS Waldstätter (II) im Jahre 1949 kann im täglichen Winterdienst jeweils auf eines der beiden Dampfschiffe Gotthard und Pilatus verzichtet werden. Mit der Betriebsaufnahme vom MS Titlis (1951) enden die täglichen Dampfereinsätze im Winter.
Ab 1955 stand das Schiff in Reserve, erhielt aber 1957 eine letzte Hauptrevision.
Letzte Fahrt
Am 1. August 1965 lief die «Gotthard» zu ihren letzten Fahrten aus und hatte seit 1889 unglaubliche 2’357’338 Kilometer auf dem Vierwaldstättersee zurückgelegt.
1967 wird das DS Gotthard nach Flüelen geschleppt und abgebrochen.