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Oktober 2019

DS Stadt Überlingen (1929-1963) – Bodensee
1926 beschloss die Deutsche Reichsbahn für den Hafen Konstanz ein Dampfschiff mit einer Tragkraft von mindestens 1’000 Passagieren zu beschaffen. Zwar zeichnete es sich ab, dass die Zukunft dem Dieselmotor gehören wird, doch mit grossen Motorschiffen hatte man auf dem Bodensee noch wenig Erfahrung und gab dem Dampfantrieb nochmals den Vorzug.

Foto: Vorführungsfahrt des Raddampfers Stadt Überlingen am 21. September 1929.

Den Auftrag zum Bau des letzten grossen Dampfers für den Bodensee vergab man an die Werft Christof Ruthof in Mainz-Kastel. Anfangs 1929 wurden die einzelnen Bausektionen nach Konstanz transportiert. Der Einbau der Zweizylinder-Heissdampf-Verbundmaschine und der beiden MAN-Kessel erfolgte nach dem Stapellauf in Romanshorn. Die Abnahmefahrt am 10. September 1929 führte in nur 90 Minuten von Konstanz nach Bregenz, wobei das Schiff die Höchstgeschwindigkeit von über 30 km/h erreichte. Am 21. September wurde der 60.60 Meter lange und 14.15 Meter breite Dampfer anlässlich seiner Jungfernfahrt in Überlingen getauft. Der Neubau ermöglichte es, die aus dem Jahr 1871 stammende «Baden» (ex «Kaiser Wilhelm») ausser Dienst zu stellen. Wegen ihrem hohen Kohleverbrauch war die «Stadt Überlingen» im ersten Betriebsjahr nur von Juni bis September im täglichen Einsatz.

Foto: DS Stadt Überlingen in Lindau (Ansichtskarte, gestempelt am 23. März 1931).

Bis 1939 blieb sie ein Sommerschiff. Das änderte sich mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Bereits im ersten Kriegswinter stand der Dampfer im strengen Dienst. Da Dieseltreibstoff knapp war, kam der kohlebefeuerte Raddampfer das ganze Jahr zum Einsatz. Am 29. April 1945 beschlagnahmten französische Truppen das Schiff und nutzten es als schwimmende Unterkunft. 1948 wurde es freigegeben und generalüberholt.

Foto: Die «Stadt Überlingen» wurde häufig zu Sonderfahrten der nationalsozialistischen Organisation «Kraft durch Freude» eingesetzt (Privatfoto aus dem Jahr 1936).

Zu Beginn der 1950er Jahre waren die Wettfahrten um das «Blaue Band des Bodensees» sehr beliebt. 1952 und 1954 eroberte die «Stadt Überlingen» (II) diese Trophäe. Ab 1961 ging die Fahrleistung stark zurück und im Zuge des Modernisierungsprogramms prüfte die Deutsche Bundesbahn die Umstellung auf dieselelektrischen Radantrieb. Im Folgejahr jedoch wurde die Ausserdienststellung der «Stadt Überlingen» (II) zugunsten eines neuen Motorschiffes beschlossen.

Foto: Die «Stadt Überlingen» ist ein letztes Mal in Bregenz (Privatfoto vom 13. September 1963).

Am 15. September 1963 war es soweit, der stolze Dampfer hatte nach nur 34 Betriebsjahren seinen letzten Einsatz mit einer Abschiedsfahrt nach Überlingen. Die Bevölkerung bereitete dem Raddampfer einen triumphalen und zugleich wehmütigen Empfang. Ein Aufruf in der Presse, das Schiff als Museum zu erhalten, fand kein Echo. Die Ära der deutschen Raddampfer auf dem Bodensee war damit zu Ende.

Foto: Die letzte Stunde hat geschlagen: DS Stadt Überlingen nimmt Abschied von der Patenstadt Überlingen (Ansichtskarte vom 15. September 1963).

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