Lago di Como (NLC)

Dr. Pietro Marrapodi (Gestore, oberster Verantwortlicher der Schifffahrten Garda-, Comer- und Langensee), Fiorenzo Bongiasca, Präsident Provinz Como und Michele Spaggiari Präsident Gemeinde Menaggio; v.l.n.r. stellten das Neubauprojekt der Fährstation Menaggio vor.(Foto Mario Gavazzi, 29. Oktober 2024)
Dr. Pietro Marrapodi (Gestore, oberster Verantwortlicher der Schifffahrten Garda-, Comer- und Langensee), Fiorenzo Bongiasca, Präsident Provinz Como und Michele Spaggiari Präsident Gemeinde Menaggio; v.l.n.r. stellten das Neubauprojekt der Fährstation Menaggio vor.
(Foto Mario Gavazzi, 29. Oktober 2024)

Neues aus Como

Von unserem Mitarbeiter Mario Gavazzi erhielten wir folgenden Bericht über eine Medienkonferenz, die in Como kürzlich stattfand. Herzlichen Dank, lieber Mario, für diese interessanten Informationen!

 

«An einer Medienkonferenz vom 29. Oktober 2024 am Sitz der Provinzregierung und -administration in Como orientierten die Verantwortlichen der Navigazione Laghi di Como, Garda, Maggiore (Gestore Dott. Pietro Marrapodi), die Regionalbehörde Provincia di Como (Präsident Fiorenzo Bongiasca), sowie von der Gemeinde Menaggio (Sindaco/Präsident Michele Spaggiari). Weiter waren anwesend Dr. Alessia Livio, Informationsbeauftragte der Provinzregierung Como, sowie von Seiten der Navigazione Lago di Como Ing. Claudio Bermano (Leiter Technik, Unterhalt und Werft) sowie Aurelio Cola (Inspektor und Kapitän).

 

Landestelle Menaggio

Thema war die gut sechsmonatige Schliessung der Fährstation Menaggio im Hinblick auf eine Totalsanierung. Die Ausführungen der Anwesenden können wie folgt zusammengefasst werden:

 

Es werden alle Fährstationen des Centro Lago (Varenna, Bellagio, Cadenabbia und aktuell Menaggio) einer Sanierung unterzogen.

 

Beginn der Arbeiten in Menaggio im November 2024, die Wiedereröffnung ist auf 20. April 2025 vorgesehen. Die Herbst-/Winterzeit wurde bewusst gewählt, weil die Auswirkungen für den in den letzten Jahren zunehmenden Tourismus in Grenzen gehalten werden können. Auf dem rechten Seeufer, unweit von Menaggio, steht die Station Cadenabbio zur Verfügung, was die Folgen etwas herabmindert. Die Regionalverwaltung Lombardei hat für die Sanierung dieser vier Stationen insgesamt um die zehn Millionen Euro bereit gestellt. Mit dieser Massnahme sollen die Aufnahmekapazitäten des ganzen Fährbetriebs erhöht und die Entlastung des regionalen Strassennetzes dank mehr Warteraum vor den Abfahrstellen erreicht werden. Allein zwischen 2019 und 2023 erhöhte sich die Zahl der beförderten Fahrzeuge von 35’000 auf 43’000. Es wird mit einer weiteren Steigerung gerechnet, auch wegen der Winter-Olympiade 2026 im Raum Milano und Cortina d’Ampezzo. Die bisherigen Stationen wurden vor etwa 50-60 Jahren erbaut und teilweise erweitert, jedoch nicht grundlegend saniert. Sie wurden seinerzeit im Falle von Menaggio vom Dorfzentrum an den Rand der Ortschaft (Fahrtrichtung Como) verlegt. Es wird auch dem Aspekt Sicherheit vor allem beim Ein- und Auslad Beachtung geschenkt. Die ganze Antriebstechnik der Anlagen wird auf den neusten Stand gebracht und vereinheitlicht.

 

Neue Strategien

Die Navigazione wird sich künftig verstärkt auf die drei wichtigsten Bedürfnisse seitens der Kundschaft ausrichten:

 

  • Pendler (vor allem auf dem Lago di Como)
  • Einheimische (im Bereich Lago di Como ist die Navigazione seit einigen Jahren in der Kritik, zu wenig die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung zu berücksichtigen)
  • Tourismus (der in den letzten gut vier Jahren massiv, im Falle Comersee überproportional zunimmt).

 

Die starke Zunahme der Anzahl Reisenden im Gebiet Comersee freut den Tourismus und man erwartet eine Fortsetzung dieser Entwicklung. Die Schifffahrt hat sich darauf auszurichten, was seit kurzer Zeit durch Ausfälle bei den Motor- wie auch den Schnellschiffen nur teilweise gelingt. Folgende Massnahmen sind geplant oder eingeleitet:

 

Personalsuche

In nächster Zeit treten viele Mitarbeitende in den Ruhestand. Situationsbedingt sind 2023 und 2024 Abgänge aktiver Mitarbeitender durch Stellenwechsel zu verzeichnen. Das führt zu Ausfällen von Schifffahrtsleistungen sowie bei Wartung und Instandhaltung, ebenso bei Revisionen. Sie können nicht oder nur verzögert vollzogen werden. Seit Anfang 2024 läuft auf allen drei Seen eine verstärkte Werbeaktion bei der Suche nach neuen Mitarbeitenden. Die Navigazione geht dabei kreativ vor, etwa beim Besuch einer Tourismusmesse in Deutschland oder über Kontakte zu grossen Reedereien in Italien (beispielsweise Kreuzfahrtunternehmen, Frachtschifffahrt oder bei der Küstenwache/Marine). Auch Quereinsteiger sind willkommen. Sie werden in einem individuell gestalteten, mehrmonatigem Ausbildungslehrgang mit Rücksicht auf ihre Vorbildung und Berufspraxis an die Arbeitstätigkeit auf und am Schiff eingearbeitet. Mit dieser Massnahme können Lücken in allen Bereichen und Berufsgattungen aufgefüllt werden. Im Prinzip kann damit auch der Kapitänsgrad erworben werden.

 

Fahrplanentwicklung

Früher gab es im Kalenderjahr den Winterfahrplan bis etwa Palmsonntag/Ostern, dann einen Frühjahrsfahrplan bis in den Zeitraum Ende Juni, anschliessend bis ungefähr Ende September den Sommerfahrplan, dem bis etwa zweite Oktoberhälfte der Herbstfahrplan folgte, welcher wieder dem Winterangebot Platz machte. Die Zeiten ändern und aufgrund der starken Nachfrage auch ausserhalb der Sommerzeit besteht die Zielsetzung, so bald wie möglich nur noch einen Sommerfahrplan anzubieten, der bis Anfang November dauert (ist 2024 der Fall). Dieser wird bis zum Frühjahr durch einen Winterfahrplan abgelöst. In der Tendenz ist dies bereits jetzt der Fall, was sich zufolge Schiffs- und Personalmangels negativ auf die Instandhaltung auswirkt. Daher liegen unterschiedlich viele Einheiten still und warten auf Reparaturen. Eine Besserung ist erst mittelfristig in Sicht, wenn die oben geschilderte Personalfrage gelöst wird.

 

Werft

Vor Jahren wurde in Etappen die Werft Tavernola (heute ein Stadtteil von Como) saniert. Bald hundert Jahre alt ist die Reparatur- und Bauwerft Dervio. Hier wird eine umfassende Sanierung und Erweiterung vorgenommen. Es soll auch eine leistungsfähigere Treibstoffversorgung eingerichtet werden, welche die zahlreichen Leerfahrten von und zur Betankung in Como überflüssig macht. Sechs Millionen Euro sind für dieses Projekt veranschlagt. Eine weitere Werft wird im Raum Bucht von Lecco gebaut, damit künftig genügend Schiffe für den Seearm Lecco zur Verfügung stehen. Wegen den oben erwähnten Problemen wie Personalmangel und Schiffsausfälle wurden die sonst schon wenigen Kurse reduziert, und es drohte gar eine Einstellung des Schiffsbetriebs ausserhalb der Hauptverkehrszeiten. Das will die Unternehmensleitung der Navigazione mit den geschilderten Massnahmen verhindern. Der politische Druck hat in jüngster Zeit stark zugenommen.

 

Weitere Massnahmen

Die Schifffahrt aller drei Seen steht vor gewaltigen Herausforderungen. Der Comersee ist dabei besonders gefordert, zumal der Reiseverkehr selbst in der kälteren Jahreszeit zunimmt und auch der Tourismus die Kapazitäten ausbauen muss.

 

Die Winterolympiade 2026 wird weitere Leistungsausweisungen bedingen. Dieser Anlass ist auch für die Schifffahrt wichtig. Die Unternehmensleitung ist in Kontakt mit dem Internationalen Olympischen Komitee IOC unter anderem zur Frage, ob das Olympische Feuer auf dem Weg zum Austragungsort im Gebirge zwischen Como und Colico auf dem Seeweg befördert werden könnte. Der Verfasser dieser Zeilen träumt davon, dass zum Beispiel das Dampfschiff Concordia diese mehr als nur symbolträchtige Fahrt ausführen könnte.

 

DS Patria

Die Gastgeber der Medienkonferenz wissen um das grosse, auch international geprägte Interesse an der Frage, wann die «Patria» revidiert und wieder in Betrieb gehen wird. Im Wissen um die grossen Probleme durch den in den letzten Jahren vernachlässigten Unterhalt wird eine umfassende Revision unumgänglich sein. Die Öffentlichkeit und vor allem die Kulturvereinigung Famiglia Comasca erwarten sehnlichst den Entscheid zur Revision und zeitnah die Einleitung der Arbeiten.

 

Von Seiten der Navigazione wurde (wie schon bei früheren Gelegenheiten im 2024) betont, dass zwar von aussen her keine sichtbaren Arbeiten vollzogen werden. Doch hinter den Kulissen, wurde versichert, läuft sehr viel. Diese Arbeiten müssen von Gesetzes wegen öffentlich ausgeschrieben werden und das Verfahren sei am Laufen. Wenn sich alles nach Plan entwickelt, sollten noch 2024 die Vergabe der Arbeiten entschieden und veröffentlicht werden. Danach beginnt die Revision voraussichtlich in der Werft Dervio.

 

Diese ist auch deshalb dringend, weil das Schiff 2026 sein 100. Jahr des Bestehens feiert (zusammen mit DS Concordia) und dann fahrbereit sein muss. 2026 möchte die Schifffahrt Lago di Como das Jubiläum 200 Jahre maschinengetriebene Schifffahrt mit zwei Dampfern feiern!

 

Aus dem Umfeld der anwesenden Kader-Mitarbeiter konnte erfahren werden, dass sich ein Ersatz der noch jungen Dampfkessel allein schon von der Leistungsfähigkeit her (für späteren Kursverkehr bei hoher Auslastung) aufdrängt. Die notwendigen rund 4,5 Millionen Euro sind vom zuständigen Ministerium in Rom bewilligt worden. Matteo Salvini, stellvertretender Ministerpräsident, ist in diesem Zusammenhang 2023 eigens nach Como gereist.

 

DS Concordia

Ein kleiner Defekt im Bereich der Ventile führte zum vorzeitigen Saisonende. Die Kurse am 27. Oktober und 3. November 2024 konnten nur teilweise (27. Oktober) beziehungsweise (3. November) nicht gefahren werden. Die Reparatur wird vorgenommen.

 

Wichtiger Hinweis

Die Fahrgastschifffahrt der drei grossen oberitalienischen Seen Garda, Como und Maggiore, beförderte 2023 insgesamt über 12 Millionen Fahrgäste.

 

Hochwasserschutz

Der Präsident der Provinz Como, Fiorenzo Bongiasca, erläuterte am Rande der Medienkonferenz auch die Sorge und daraus die in Diskussion stehenden Massnahmen, die Gegend der ihm unterstellten Provinz (das ist im Wesentlichen das ganze Gebiet rund um die drei Arme des Comersees) vor möglichen Folgen des Klimawandels zu bewahren. Es geht um Hochwasserschutzprojekte. Es wird in verschiedene Richtungen nach Lösungen gesucht. Insbesondere sollen erweiterte Durchflussmöglichkeiten vom Gebirge Richtung Lombardei Überschwemmungen verhindern.»