Wie Phönix aus der Asche?

Kurt Hunziker
Das Dampfschiff Säntis auf dem Bodensee stand vor einer Renaissance. Zwar nicht als fahrendes Schiff, aber als Zeitzeuge der Bodensee-Schifffahrt vom Ende des 19. Jahrhunderts. Das 1892 erbaute und 1932, aus Kostengründen, versenkte Schiff sollte gehoben werden. Nach einigen Pannen bei der Hebung sind die Arbeiten eingestellt worden. Doch, vor allem auf den «sozialen» Medien, mehren sich die Stimmen einen neuen Anlauf zu nehmen.

Warum wurde das Dampfschiff Säntis überhaupt gebaut? Diese Frage beantwortet der Maschineningenieur der Nordostbahn (NOB), Herr Keller aus Romanshorn, der 1890 den folgenden Antrag an die Direktion der NOB stellte. Das Originaldokument von Keller wurde im Rahmen von Recherchen des Schiffshebevereins gefunden und zeigt schon damals einen zukunftsweisenden Gedankengang der Bodenseeschifffahrt:

 

«Nachdem Dampfboot «Bodan» in kürze dem Betrieb wird wieder übergeben werden können, geht es nun darum, sich darüber schlüssig zu werden, was mit den beiden kleinen Dampfbooten, «St. Gallen» und «Schaffhausen» geschehen soll.

 

DS St. Gallen
1.) Dampfboot St. Gallen wurde im Jahre 1853 erbaut und zeichnet sich speziell durch kleinen Kohlenverbrauch aus. Der Zustand ist im Allgemeinen ein ordentlicher, indem anlässlich der Hauptreparatur des Kessels im Jahre 1885 das ganze Schiff auf der Werft renoviert wurde. Maschine und Kessel stammen aus dem Jahre 1873. Um das Schiff den derzeitigen Anforderungen an die Bodenseeschifffahrt bezüglich Betriebssicherheit und Bequemlichkeit des Publikums anzupassen, müsste dasselbe dem Dampfboot «Bodan» entsprechend umgebaut werden, d. h. es müssen die elektrische Beleuchtung erstellt, die Steuermaschine, ein Steuerhaus vor den Kessel verlegt, ein Überdach und eine Glaswand zwischen den Radkasten errichtet und zwei Luftabgänge beschafft werden, sowie auch die alten Radkästen Treppenhäuser, Aussenrahmen, Geländer etc. diesen Neuerungen entsprechend abzuändern sind. Eine solche Umbaute dürfte sich inklusive 20% General Kosten auf mindestens 26’000.- Franken belaufen (heute 295’000.- Franken).

 

DS Schaffhausen
2.) Dampfboot Schaffhausen ist das älteste Schiff der Nordostbahn. Es wurde 1851 erbaut und hat bisher über 500’000 Kilometer zurückgelegt. Die Maschine ist 28 Jahre alt, im Jahre 1862 aufgestellt. Der Kessel wurde 1872 neu beschafft und 1881 in Zürich einer Hauptreparatur unterworfen, er ist mithin 18 Jahre alt und wird in Folge seines Zustandes von den Kesselinspektoren in verschiedener Hinsicht beanstandet. Das Schiff selbst wurde im Jahre 1881/82 zum letzten Mal in der Werft repariert und muss spätestens im nächsten Frühjahr in allen Teilen einer eingehenden Hauptreparatur unterworfen werden, sofern darauf tendiert wird, das Schiff noch weiter beizubehalten. Hierbei sind Kessel und Maschine ganz neu zu beschaffen, wofür Escher Wyss in Zürich auf eine bezügliche Anfrage hin einen Kostenvoranschlag von 40’000.- Franken (heute 450’000.- Franken) einreicht. Ausserdem ist das ganze Vordeck zu erneuern, die eiserne Schale zu revidieren die Radkästen höher zu legen, die Geländer auszubessern, das ganze Schiff inwendig und auswendig anzustreichen, die Polsterung der Kajüten zu ersetzen und die viereckigen Kabinenfenster müssen gegen Fenster mit wasserdichten Verschlüssen auszutauschen, welche Arbeiten sich auf 20’000.- Franken (heute 227’000.- Franken) belaufen dürften.

 

Soll das Schiff bei dieser Gelegenheit auch die auf den anderen Schiffen eingeführten Neuerungen erhalten wie elektrische Beleuchtung, Verlegung der Steuermaschine in ein Steuerhaus noch wäre, Errichten eines Daches und einer Glaswand etc., so sind damit weitere Kosten im Betrage von 18’000.- Franken (heute 204’000.- Franken) verbunden, so dass die ganze Hauptreparatur auf 78’000.- Franken (heute 885’000.- Franken) exklusive Generalkosten, der auf 93’600.- (heute 1’062’000.- Franken) inklusive 20% Generalkosten zu stehen können.

 

Dampfboot Schaffhausen hat gegenwärtig eine vierzylindrige Dampfmaschine, welche sich bezüglich des Kohlenverbrauches sehr ungünstig verhält. Die Zylinder sind schlecht und nicht mehr betriebssicher. Es würde ein Schiff erstellt, das auf Grund seiner kleinen Dimensionen und der unschönen Form der alten eisernen Schiffsschale niemanden befriedigen würde. Es liegt deshalb die Frage nahe, ob es nicht vorteilhafter sei, auf eine so kostengünstige Umbaute von Dampfboot Schaffhausen zu verzichten und lieber eines neues Schiff zu beschaffen, das den Anforderungen der Zeit in allen Beziehungen entspricht.

 

Neues Dampfschiff?
In Verfolgung dieser Frage haben Verhandlungen mit Escher Wyss v. Cie. ergeben, dass diese Firma für ein mittelgrosses Halbsalonschiff inklusive elektrische Beleuchtung einen Preis von ca. 210’000.- Franken (heute 2’383’000.- Franken) fordern würden, allerdings erst lieferbar in 12 bis 13 Monaten nach Erhalt der Bestellung. Das produzierte Schiff würde sich durch einen sehr kleinen Kohlenverbrauch äusserst günstig auszeichnen und dabei wegen des kleinen Tiefganges sich für Sommer- und Winterdienst gleich gut eignen.

 

Bezüglich der Notwendigkeit eines neuen Schiffsbaus verweise ich auf meinen Bericht vom 12. Dezember 1889 mit der Bemerkung, dass seither den österreich. Schiffsbestand gleichgeblieben ist. Bayern hat das Dampfschiff «Merkur» auf Abbruch verkauft und ein neues Halbsalonschiff, «Rupprecht» im Bau, wofür ein Kredit von 290’000 Mark eröffnet wurde. Württemberg stellt demnächst ein neues Salonboot in See und will sofort ein weiteres Schiff in Bestellung geben. Baden hat an seinem Schiffsbestand nichts geändert.

 

Da nun Escher Wyss eine Bauzeit von 12 bis 13 Monaten für ein neues Schiff beanspruchen, wird es nötig sein, ohne Verzug die nächsten Schritte für Beschaffung eines neuen Schiffes einzuleiten, wenn man auf die Umbaute vom Dampfboot «Schaffhausen» im nächsten Frühjahr verzichten will.

 

Vorlage und Antrag
Es wird deshalb der Direktion folgendes zu möglich gehender Beschlussfassung vorgelegt:

 

1.) Dampfboot Schaffhausen wird nicht mehr umgebaut, sondern notdürftig unterhalten, bis ein neues Schiff erstellt ist und dann abgebrochen.

 

2.) Dampfboot St. Gallen wird in dem jetzigen Zustand belassen und als Reserveschiff speziell zum Schleppdienst verwendet, sobald es durch das neue Schiff im Personendienst ersetzt werden kann.

 

3.) Statt der für die obigen beiden Schiffe in Aussicht genommenen Umbaukosten von 119’600.- Franken (heute 1’436’000.- Franken) wird ein Kredit von ca. 210’000.- Franken (heute 2’383’000.- Franken) zur Beschaffung eines neuen mittelgrossen Halbsalonschiffes «Säntis» eröffnet, das möglichst rasch in Bestellung gegeben werden soll. Der Name «Säntis» wird vorgeschlagen, weil dieser schöne Berg den ganzen Bodensee beherrscht.

 

Zum Schluss wird erwähnt, dass ein detailliertes Bauprogramm für dieses Schiff in Arbeit steht, weshalb es sehr erwünscht wäre, eine baldige prinzipielle Entscheidung zu erhalten, um das Bauprogramm entsprechend gestalten zu können. Es wird vorausgesetzt, dass aufgrund dieses Bauprogrammes ein bindendes Angebot bei Escher Wyss Cie. in Zürich und eventuell auch bei Gebrüder Sulzer in Winterthur eingeholt würde.»

 

Zur besseren Lesbarkeit haben wir Untertitel und Abschnitte eingesetzt.

 

Bau des Raddampfers
1890 erhält die Firma Escher Wyss & Cie. in Zürich den Auftrag für den Bau eines neuen Halbsalondampfers. Das neue Schiff soll, wie vom Ingenieur Keller vorgeschlagen, das DS Schaffhausen (I) von 1851 und das DS St. Gallen (I) von 1853 ersetzen. Nach der «Helvetia», 1887 ebenfalls von Escher Wyss gebaut, ist die neue Einheit der zweite Halbsalondampfer der Schweizerischen Nordostbahn (NOB). Die NOB ist die Betreiberin der Schweizerischen Bodensee-Schifffahrt mit dem Heimathafen Romanshorn. Nach deren Verstaatlichung der NOB im Jahre 1902 gehören diese Schiffe den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB).

 

Im Jahr 1892 wird der neue Halbsalondampfer in Betrieb genommen. Er erhält den Namen Säntis (das Schiff ist der damals gängigen Form mit «Saentis» angeschrieben). Benannt ist der neue Raddampfer nach dem Berg Säntis. Der Säntis ist mit 2501,9 m ü. M. der höchste Berg im Alpstein (Ostschweiz).

 

Erste Jahre
Das mittelgrosse Dampfschiff Säntis läuft am 27. Juni 1892 zur offiziellen Probefahrt (heute wird diese Fahrt als «Jungfernfahrt» bezeichnet) aus. Ein wunderschön geschwungener Klipperbug mit Ornamenten ziert den Bug. Ausgerüstet ist die «Säntis» mit den neusten technischen Errungenschaften, so wird der Dampfer mit einer modernen schrägliegenden Nassdampf-Triplexmaschine ausgerüstet. Auch elektrisches Licht erfreut die Reisenden. Die Baukosten betragen 229’740 Franken. Bereits am 1. Juli 1892 läuft der Raddampfer zur ersten fahrplanmässigen Fahrt aus.

 

Im ersten ganzen Betriebsjahr der «Säntis» (1893) befördern die Dampfschiffe der Nordostbahn insgesamt 114’423 Personen, 6’447 Stück Vieh und 150’874 Tonnen Güter. Die Menschen und auch das Gepäck werden auf den Dampfern St. Gallen, Bodan, Thurgau, Zürich, Helvetia und Säntis transportiert. Das Vieh und die Güter haben Platz auf der Dampffähre, den Trajektkähnen A und B sowie auf den Güterschleppbooten Winterthur, Frauenfeld, Romanshorn und Nr. 2. Die Einnahmen des ganzen Jahres 1893 betragen 538’482.12 Franken und die Ausgaben 431’259.27 Franken.

 

Erster Umbau
Bereits im Winter 1897/98 gibt es die erste Hauptrevision auf Stapel. Anstelle der leichten Mitteldecküberdachung erhält die «Säntis» ein Promenadendeck und eine, nach dem Vorbild der neuen «St. Gotthard», Rotonde auf dem Vordeck. Da die Reparatur der schadhaften Gallionsfigur mit 2’000 Franken zu Buche steht ist der Bug umgebaut worden: Statt ein Klipperbug erhält die «Säntis» einen einfachen geraden Bug. Die Umbauarbeiten sind durch eigenes NOB-Personal durchgeführt worden. Die Erbauerfirma Escher Wyss hat in dieser Zeit keine Ressourcen frei. Die ebenfalls angefragte Firma Sulzer will sich an einem Escher Wyss-Schiff die «Finger nicht verbrennen». Die Kosten für den ganzen Umbaubelaufen sich auf 23’950 Franken.

 

Neue Kessel
1905, mit dem Einbau von zwei neuen Kesseln, verringert sich der Verbrauch an Kohlen von ursprünglich 21 Kilogramm auf 15,3 Kilogramm pro Kilometer. Gleichzeitig wird vom Nassdampf- auf Heissdampfbetrieb gewechselt. Das originale, eher kleine, Steuerhaus kann durch ein grösseres ersetzt werden.

 

Havarie
Am 15. Januar 1908 rammt die «Säntis» von Lindau kommend, bei ausserordentlich dichtem Nebel die Hafenmauer von Rorschach. Wegen eines Navigationsfehlers, damals wird noch mit Kompassnotizen, Kompassbuch und Zeit gefahren, erleidet der Raddampfer erhebliche Schäden am Bug.

 

Umbau
Während auf den anderen Seen die Umbauten von Kohlen- auf Schwerölfeuerung erst nach dem Zweiten Weltkrieg «serienmässig» anlaufen, ist man auf dem Bodensee weiter. Bereits im Winter 1919/20 werden die beiden Kessel mit einer Ölfeuerung des Systems «Omega» der Zürcher Firma Lipinski & Co. ausgerüstet. Damit kann ein Mann in der Maschine eingespart werden.

 

Ende Feuer
Das damalige Eidgenössische Eisenbahndepartement spricht im Jahr 1932 die Betriebsbewilligung für die beiden Kessel ab. Nach langen Überlegungen wird von der damaligen Kreisdirektion III der SBB der Entscheid getroffen, die «Säntis» im Jahr 1933 nicht mehr zu renovieren und ausser Betrieb zu setzen. Die Gründe dazu liefern die unsichere wirtschaftliche Lage und die sich abzeichnende Flottenerneuerung. So wird bereits am 22. Mai 1933 das, von der Bodan-Werft in Kressbronn erbaute, Motorschiff Zürich (II) eingeweiht.

 

Geflutet
Der Rückbau eines Schiffes ist, damals wie heute, sehr teuer. Da auch die Preise für (Schiffs-) Schrott im Keller liegen wird das Schiff, wie auch die «Helvetia» im Jahr vorher im Bodensee versenkt. Nach Öffnen der Bodenventile versank die ganze «Säntis» (bei der «Helvetia» war es nur die Schale) unter dem Sirenengeheul der Begleitschiffe mit wehender Heckflagge im Bodensee. Vom «Untergang» berichteten auch ausgiebig die Medien, wie hier im Oberländer Tagblatt vom 04. Mai 1933.

 

Überraschung
Im Herbst 2013 wurde das Dampfschiff Säntis bei Vermessungsarbeiten im See auf rund 210 Metern wieder entdeckt. Das Süsswasser, die Dunkelheit und die Sauerstoffarmut hat das Wrack hervorragend erhalten. «Eine Bergung ist technisch kein Problem jedoch privatwirtschaftlich unmöglich. Unsere Firma, die damalige SBB, hat eine Hebung bereits im Jahr 1943 geprüft», sagt der Technische Betriebsleiter der SBS, Silvan Paganini. Die Kosten der Bergung und Instandstellung sind immens und für eine privatwirtschaftliche Firma nicht zu finanzieren. Weiter würde der laufende Unterhalt sehr viel Geld verschlingen und wäre nur mit grosszügigen Sponsoren und Fördervereine oder durch die öffentliche Hand zu stemmen.

 

Unterwasser-Kulturerbe
Auch läuft die Zeit davon. 2020 ratifiziert die Schweiz das Übereinkommen über den Schutz des Unterwasser-Kulturerbes. Dabei werden alle Spuren menschlicher Existenz, die über 100 Jahre ununterbrochen unter Wasser liegen, unter Schutz gestellt und dürfen nicht kommerziell ausgebeutet werden. «Wir hätten also noch bis 2033 Zeit das Dampfschiff zu bergen, doch dies wäre ein sehr kostspieliges Abenteuer», meint Silvan Paganini.

 

Entscheidung zur Hebung
Dieses Wrack soll nun in einer weltweit einzigartigen Bergungsmission aus der Tiefe geborgen werden. Schlussendlich soll das Schiff als historisches Monument für die Öffentlichkeit in Romanshorn ausgestellt werden. Die Schweizerische Bodensee-Schifffahrt AG (SBS) hat die Realisierung dieser Mission durch eine Gruppe von Spezialisten und Enthusiasten geprüft. Die SBS hat für die Bunkerwiese eine Baubewilligung für den Abenteuerspielplatz «Robins Horn». Dazu gehört der Bau eines bewilligten Piratenschiffs für den Spielplatz. Abklärungen haben ergeben, dass es möglich und bewilligungsfähig ist, durch ein ordentliches Planänderungsverfahren anstelle des Piratenschiffs, das Dampfschiff Säntis auf die Bunkerwiese zu stellen. Zusätzlich nähme das zu bergende Wrack auf der Bunkerwiese mehr Platz als das geplante Piratenschiff ein. Aus diesem Grund verzichtet die SBS AG zum aktuellen Zeitpunkt darauf, das Schiff zu bergen und auf der Bunkerwiese aufzustellen.

 

Finanzierung
Aus diesem Grund verkauft die SBS die Rechte und Pflichten am Wrack für einen symbolischen Verkaufspreis von einem Franken an den Schiffsbergeverein Romanshorn. Dieser hat eine Crowdfunding-Aktion auf lokalhelden.ch der Raiffeisenbank für die Bergung des Wracks gestartet. Es wurden in der Machbarkeitsstudie verschiedene Bergemethoden geprüft. Die «Säntis» soll nun mittels Hebesäcken geborgen werden.

 

Die Bergung des Dampfschiffs Säntis ist für alle Beteiligten eine Reise ins Ungewisse. Noch nie in der Geschichte des Bodensees wurde eine solche Bergungsmission durchgeführt. Es ist möglich, dass die «Säntis» noch einige Geheimnisse in ihrem kalten Dornröschenschlaf verbirgt.

 

Dank einer engagierten Crowdfunding-Kampagne und einer eindrucksvollen Aktion zur Bergung des Schornsteins konnte schliesslich die benötigte Summe erreicht werden. Die Vorbereitungen dazu sind im Winter/Frühjahr 2023/24 angelaufen, um den Bergungsversuch im Jahr 2024 zu starten.

 

Hiobsbotschaft
Das Team des Schiffsbergevereins rund um Silvan Paganini, hat trotz viel Widrigkeiten wie Wetter, Unterwasserströmungen, Bewilligungen und Technik das Projekt «Hebung des Dampfschiff Säntis» zielstrebig verfolgt und ist bis zum Schluss überzeugt, dass das Dampfschiff Säntis am 17. April 2024 an die Oberfläche zu bringen. Nun ist der Termin aufgrund technischer Schwierigkeiten nicht mehr zu halten.

 

Ende der Bergungsbemühungen des Dampfschiff Säntis
Die Bergung des Dampfschiffs Säntis wurde nach intensiven Bemühungen des Schiffsbergevereins eingestellt. Das Schiff, das einst stolz über den Bodensee dampfte, war in den letzten Monaten zum Mittelpunkt einer aufwendigen Bergungsaktion geworden. Doch trotz aller Anstrengungen und Hoffnungen konnte das Wrack letztendlich nicht geborgen werden.

 

Das Dampfschiff Säntis, einst ein Symbol für Eleganz und technologischen Fortschritt auf dem Bodensee, hatte eine lange Geschichte hinter sich. Sein Schicksal nahm eine tragische Wendung, als es nach dem Ende seiner Dienstzeit versenkt wurde. Der Schiffsbergeverein in Romanshorn hatte sich zum Ziel gesetzt, das Schiff mit der seltenen Dreizylindermaschine zu heben. Trotz des Einsatzes moderner Technologie und der unermüdlichen Arbeit des Vereins blieb das Wrack jedoch auf dem Seegrund zurück. Die Kosten und Risiken für die beteiligten Personen stiegen, während die Chancen auf Erfolg sanken. Nach mehreren technischen Rückschlägen beschlossen die Verantwortlichen schweren Herzens und nach reiflicher Überlegung, die Bergung einzustellen.

 

Trauer und Enttäuschung: Die Reaktionen auf das Bergungsende
Die Nachricht löste bei allen direkten Beteiligten eine Mischung aus Trauer und Enttäuschung aus. Auch Gönner und Fans, die für die Protagonisten des Vereins immer ein starker Rückhalt waren, werden diesen Entscheid ebenfalls bedauern. Am Schluss ist die rationale Entscheidung nachvollziehbar. Der Verein hat stets betont, nur so lange weitermachen zu wollen, wie die Risiken und Kosten kalkulierbar und im Verhältnis zur Konservierung dieses grossartigen Schiffes vertretbar blieben. Der Einsatz der Hebesäcke wurde stets als kostengünstigste, aber riskante Methode betrachtet. Für den Einsatz der sicheren Litzenheber hatte der Verein während des Crowdfundings im letzten Jahr jedoch nicht genügend Spenden sammeln können. Jetzt geht es darum, das Bergematerial wieder aus dem See zu entfernen.

 

Ein neuer Anlauf zur Bergung des Dampfschiffs Säntis
Der Schiffsbergeverein wagt einen dritten Versuch, das Dampfschiff Säntis zu bergen. Trotz zahlreicher Hindernisse und einem fehlgeschlagenen Bergungsversuch im Mai 2024 wird das Projekt mit neuen Erkenntnissen fortgesetzt.

 

Aufgrund der überwältigenden Resonanz aus der Bevölkerung aller drei Anrainerstaaten und den gesammelten Erfahrungen wird diesmal professionelle Unterstützung hinzugezogen und auf ausreichend finanzielle Ressourcen geachtet. Das Crowdfunding auf startet erneut in Zusammenarbeit mit der Raiffeisenbank, die die Spendensammelzeit bis zum 31. Januar 2025 verlängert hat. Der Schiffsbergeverein ist zuversichtlich, dass wir das Dampfschiff Säntis erfolgreich bergen können.

 

Selbstverständlich werden wir Sie auf unserer Homepage auf dem Laufenden halten.

 

Technische Daten vom DS Säntis (I)
Erbauer Escher Wyss & Cie., Zürich
Erbauer Maschine Escher Wyss & Cie., Zürich
Baujahr 1892
Leistung 400 PSi
Schiffsgewicht in Tonnen 207
Länge und Breite in Meter 49,00/5,60
Tragkraft Personen 400

 

 

Quellenangaben

Schiffshebeverein Romanshorn

Dampferzeitung

Schweizerische Bodensee Schifffahrt

 

Schweizerische Dampfschiffahrt: (Die industrielle und kommerzielle Schweiz beim Eintritt ins XX. Jahrhundert); 1907

 

Schiffahrt auf dem Bodensee – Die Blütezeit der Dampfschiffahrt: Klaus von Rudloff und Claude Jeanmaire; 1981; Verlag Eisenbahn, Villigen

 

Die Geschichte der Schiffahrt auf Bodensee, Untersee und Rhein: Erich Liechti, Jürg Meister, Josef Gwerder; 1981; Verlag Meier, Schaffhausen

 

Diese drei Bücher sind bei der Dampferzeitung noch erhältlich. Verlangen Sie bitte bei uns die Liste.