Saison 2024

Kurt Hunziker
Grundsätzlich positiv – so ist Meinung der allermeisten Schifffahrtsunternehmungen über den bisherigen Verlauf des Jahres 2024. Dem eher ungemütlichen Anfang der Saison mit sehr unbeständigem und kühlen Wetter folgte ein heisser Sommer, der die Menschen auf die Schiffe zurückbrachte. In einer kleinen Umfrage äusserten sich die Verantwortlichen über den Saisonverlauf.

Lac Léman (CGN)

Die CGN schreibt uns: «Das Wetter zu Beginn des Frühlings war nicht günstig und die Neuorganisation des Fahrplans nach dem Unfall des Dampfschiffes Simplon in Cully machte den Saisonstart etwas komplizierter als erwartet. Dennoch waren die beiden grossen Veranstaltungen zum Saisonstart, die Tage der offenen Tür in der Werft mit 7’000 Besuchern und die Schiffsparade in Vevey und La Tour-de-Peilz mit 1’500 Passagieren an Bord der Schiffe und zehntausend Menschen an den Quais ein grosser Erfolg.

 

Die CGN ist zuversichtlich, was die Besucherzahlen bis zum Ende der Saison betrifft. Die Hinzufügung von zwei Überfahrten am Morgen zwischen Lausanne und Evian sowie die schrittweise Einführung des neuen Motorschiffes Evian-les-Bains (NAVIEXPRESS) auf der gleichen Strecke werden ebenfalls wichtige Elemente des Jahresendes sein.

 

Die Frequenzen sind um 2.9% höher als im Vorjahr. Die CGN ist mit den bisherigen Ergebnissen zufrieden.»

 

Lacs de Neuchâtel et Morat (LNM)

Jean-Luc Rouiller, Generaldirektor der LNM, antwortet uns wie folgt auf unsere Fragen: «Das schlechte Wetter von Mitte Mai bis zur ersten Julihälfte hat sich stark auf die Besucherzahlen ausgewirkt. Am 15. August verzeichneten wir einen Rückgang von 14’000 Passagieren, was einem Rückgang von fast 10% im Vergleich zum Jahr 2023 entspricht, das ein durchschnittliches Jahr war. Die Verkäufe der Bordgastronomie waren in gleichem Masse betroffen.

 

Der lange Ausfall des Dampfschiffs Neuchâtel aus technischen Gründen war nicht hilfreich, da wir während mehrerer Wochen auf das Schiff verzichten mussten. Zudem mussten wir eine Tour streichen, weil wir kein Ersatzschiff hatten.

 

Was die Besucherzahlen angeht, so hoffen wir auf etwas bessere Zahlen als im Herbst 2023, der sehr mittelmässig war.

 

Das Endergebnis wird jedoch niedriger ausfallen, da der Rückstand aus der ersten Saisonhälfte zu gross ist.»

 

Bielersee und Aare (BSG)

Der Geschäftsführer der BSG, Thomas Mühlethaler, ist mit dem Verlauf der bisherigen Saison zufrieden. «Die Zahlen liegen im Bereich des Vorjahres. Leider waren die Gäste insbesondere im eher „kühlen“ Monat Juli weniger konsumationsfreudig als auch schon. Der Gastronomie-Umsatz liegt entsprechend zurück.»

 

Thomas Mühlethaler weiter: «Probleme im technischen Bereich haben wir mit dem MS Rousseau. Hier muss Ende Saison der Schottelantrieb revidiert werden.»

 

Und weiter: «Wir sehen dem weiteren Saisonverlauf positiv entgegen. Zahlreiche Events sind geplant und in Kürze gehen wir mit dem Winterprogramm „live“. Fokus liegt insbesondere auch auf der Schiffsvermietung. Unsere „Weihnachts-Packages“ sind Top-Angebote.»

 

Thuner- und Brienzersee (BLS Schifffahrt)

Der CEO der BLS Schifffahrt, Jan Cermak, schreibt uns: «Nach dem durchzogenen Saisonstart (ausserordentliche Seeabsenkung, Wetter) waren die Sommerferien sehr erfolgreich. Die Frequenzen liegen trotz der vorgängig genannten Unwägbarkeiten kumuliert nur leicht unter dem Vorjahr.

 

Das DS Blümlisalp konnte erst mit einem Monat Verspätung eingesetzt werden, aufgrund des Ersatzes des Niederdruckkolbens. Betrieblich gab es ein paar Ausfälle des MS Bubenberg, das seit dieser Saison mit einem Hybrid-Antrieb unterwegs ist. Die technischen Probleme waren allerdings nicht in allen Fällen auf den neuen Antrieb zurückzuführen.

 

Das heftige Unwetter in Brienz vom 12. August führte dazu, dass Brienz nicht angefahren werden konnte und die Verbindung zur Zentralbahn unterbrochen war.

 

Die BLS Schifffahrt erwartet einen erfreulichen weiteren Verlauf der Saison und wir sind zuversichtlich, dass wir das Ergebnis aus dem Vorjahr egalisieren können.»

 

Basler Rhein (BPG)

Frédéric Petignat, der stellvertretende Geschäftsführer und Bereichsleiter Sales, Marketing, Events schreibt uns auf unsere Anfrage: «Die BPG ist am 1. Mai 2024 in die Sommersaison gestartet und führt mit dem MS Rhystärn im Wechsel die Schleusenfahrt nach Rheinfelden bzw. die Stadt- und Hafenfahrt in Basel durch. Ergänzt wird das Angebot durch die sehr beliebte Abendfahrt mit lokalem Gastroangebot und einem speziellen Sommerprogramm mit Yoga, Afterwork mit DJ und Live-Bands.

 

Die Zeit bis zu den Sommerferien war geprägt durch die akute und ungewohnt lange Hochwassersituation und eine starke Einschränkungen im Betrieb und dem Fahrgebiet.

 

Die Sommersaison dauert noch bis Mitte Oktober. Ab dem 7. November verwandelt sich das MS Rhystärn für den «Winterzauber uff em Rhy» wieder in ein einzigartiges Wintererlebnis mit Eisstockgaudi auf dem Panoramadeck und wärmendem Fondue im Hauptdeck. Die zwei Motorschiffe Baslerdybli und Christoph Merian sind für private und geschäftliche Anlässe im Rahmen von Extrafahrten im Einsatz.»

 

Hallwilersee (SGH)

Infolge des eher schlechtem Wetter bis Juli sind die Frequenzen, im Vergleich zum Vorjahr,  leicht gesunken. Extrafahrten konnten gegenüber dem letzten Jahr weniger verzeichnet werden. Die Themenfahrten sind wiederum alle sehr gut besucht.

 

Andy Kneubühl von der SGH hofft auf gutes Herbstwetter; die bereits gebuchten Extrafahrten und ausverkauften Themenfahrten stimmen ihn und die SGH positiv.

 

Vierwaldstättersee (SGV)

Ähnlich wie bei den anderen Unternehmungen tönt es bei der SGV. Werner Lüönd, Leiter Marketing & Sales Schifffahrt sagte zur Dampferzeitung: «Das Wetter war bis Anfang Juli sehr wechselhaft. Dank einer «Aufholjagd» liegen die Gästezahlen in dieser Sommersaison (Stand Mitte August) knapp 5 % über dem Vorjahr. Bei den Themenfahrten läuft erfahrungsgemäss die Sonnenuntergangsfahrt an schönen Sommerabenden sehr gut. Sehr erfreulich ist das Brunch-Schiff, das regelmässig ausgebucht ist. Eine frühzeitige Buchung lohnt sich daher. Neu wurde in diesem Sommer das Grill & Chill-Schiff nicht nur am Freitag, sondern auch am Samstag angeboten, was bei den Gästen sehr gut angekommen ist.»

 

Wo Licht ist, ist auch Schatten: Infolge des teilweise längeren und ungeplanten Ausfalls (Krankheit, Unfall) von mehreren Dampfmaschinisten kam es vor, dass einzelne Dampfschiffkurse während den Sommerferien mit einem Motorschiff gefahren werden mussten.

 

Werner Lüönd weiter: «Mitte August sind jeweils rund zwei Drittel der Jahresfrequenzen «unter Dach und Fach». Über den Erfolg des Jahres werden die restlichen Monate entscheiden, wobei massgeblich ist, wie sich das Wetter verhält. Wir hoffen auf einen schönen Spätsommer und einen beständigen Herbst. Neben den klassischen kulinarischen Schifffahrten wie dem Brunch- und Fajita-Schiff findet im Herbst wieder das beliebte Tatort-Schiff statt, das bereits sehr gut gebucht ist, sowie das Thai-Schiff. Passend zum Herbst wird auch das Wine & Dine-Schiff die Gäste begeistern.»

 

Zugersee und Ägerisee (SGZ/AeS)

Der Geschäftsführer der Zugersee Schifffahrt, Philipp Hofmann, schreibt uns: «Das schlechte und unbeständige Wetter zwischen April und Mitte Juli hinterliess bei den Frequenzen ihre Spuren. Zwischenzeitlich lagen wir im 2-stelligen% Satz hinter dem Vorjahr zurück. Seit Mitte Juli kommen die Gäste in Scharen wieder zurück, so dass wir auf dem Aegerisee bereits Vorjahresniveau erreicht haben, auf dem Zugersee liegen wir noch etwas hinter dem Vorjahr zurück, holen aber stark auf. Wir sind optimistisch, wenn wir in die zweite Jahreshälfte blicken.

 

Die Angebote an Sonderfahrten sind sehr gut gebucht. Die unterschiedlichen Angebote zwischen Apérofahrten über Musikschiffe bis zu FineDining treffen den Geschmack unserer Gäste. Das frisch renovierte MS Rigi stösst bei Kunden von Extrafahrten auf gute Resonanz und wird stark gebucht.»

 

Zürichsee (ZSG)

Roman Knecht, Direktor der Zürichsee-Schifffahrt, antwortete uns auf unsere Anfrage wie folgt: «Bis Mai lagen wir deutlich über Vorjahr, wurden dann aber vom verregneten Juni/Juli etwas zurückgeworfen. Per Ende Juli liegen wir noch rund 5% hinter dem Spitzenjahr 2023 zurück. Die Schiffseinsätze verliefen meist nach Plan, die Saison ist bisher ohne nennenswerte Zwischen- oder Ausfälle verlaufen.

 

Die Top-Events «Streetparade» und die «Seenachtsfeste» liegen bereits hinter uns, weshalb wir primär auf stabiles Sommerwetter in den kommenden Wochen hoffen.

 

Für den Spätsommer sind weitere Ausgaben unserer beliebtesten Eventformate wie die Silent-, Salsa-, Rompe und Schlager-Party vorgesehen. Daneben freuen wir uns auf eine neue Ausgabe des Bernina Näh-Schiffs oder die im letzten Jahr erfolgreich lancierte Wein-Comedy-Fahrt. Speziell im September führen wir erstmals jeweils am Donnerstagabend die Taco-Fahrten durch und vermitteln unseren Gästen etwas mexikanisches Lebensgefühl und verwöhnen den Gaumen mit hausgemachten Tacos und Tortillas.»

 

Untersee und Rhein (URh)

Die Verantwortlichen der URh sind, aufgrund der Hochwassersituation, mit dem Verlauf  der Saison 2024 nicht zufrieden, so der Geschäftsführer Remo Rey zur Dampferzeitung. Und weiter: «Bis am 23. Juli 2024 gab es 52 Tage lang eine Brückensperrung in Diessenhofen, 27 Tage davon auch eine Brückensperrung in Konstanz. Bei den Frequenzen per 31. Juli 2024 fehlen rund 20% Passagiere gegenüber der Saison 2023, bzw. 25% gegenüber der de Saison 2019. Per 31. August 2024 ist ein Minus von 8% der Passagiere gegenüber der Saison 2019 zu verzeichnen. Wir rechnen aktuell mit einem wesentlichen Minderertrag aus den Verkehrserträgen.»

 

Remo Rey weiter: «Eine weitere Streckensperrung musste vom 17. August bis zum 3. September 2024 zwischen Diessenhofen und Stein am Rhein angeordnet werden. Dies wegen Muschel-Ablagerungen in der Fahrrinne, die aus dem Hochwasser stammen. Wir erhielten eine äusserst rasche und unkomplizierte Unterstützung durch den Kanton Schaffhausen. Durch diese Hochwassersituation wurde unser gesamtes Personal äusserst stark beansprucht. Kumuliert per Ende August 2024 weisen wir gut 248’000 Passagiere aus. Gegenüber 2023 liegen wir zwei Prozent höher bei den Passagierzahlen. Allerdings liegen wir acht Prozent hinter den Werten der Saison 2019.»

 

Zur gegenwärtigen Situation erklärt uns Remo Rey: «Der Rückgang des Wassers im Rhein hat sich verlangsamt und das Ausbaggern des Rheins kommt voran. Sofern der Wasserstand hält, erwarten wir gute Frequenzen im September und Oktober. Das Herbst-Hopping wird uns sicher zusätzliche Frequenzen ermöglichen zudem haben wir eine hohe Nachfrage nach Extrafahrten. Unser Winter-Restaurant «Ahlan Habibi» startet in zweite Saison mit vielen Gruppen-Vorbuchungen.

 

Bodensee (SBS)

Der Leiter Marketing und Verkauf bei der Schweizerischen Bodenseeschifffahrt in Romanshorn, Markus Wilda, teilt uns folgende Antwort auf unsere Fragen mit: «Nach einem miserablen Juni 2024 konnten wir im Juli etwas aufholen. Per Ende Juli 2024 hatten wir auf der Fähre einen Frequenzverlust von 1.8% (oder 2’600 Personen), während die Autos um 3.3% (oder 380 PW) zulegten. Im Ausflugsverkehr mussten wir ein Rückgang um 13.4% oder 13’300 Personen per Ende Juli 2024 hinnehmen.

 

Im August 2024 werden sich die Frequenzverluste weiter reduzieren. Sollte es einen schönen Herbst mit gutem Wetter in den Herbstferien geben, könnte der ganz schwache Juni 2024 bis Ende Jahr wieder aufgeholt werden.

 

Die Themenfahrten verzeichnen ein Wachstum um rund 10%. Die Charterfahrten sind per Ende Juni analog dem 2023.»

 

Bodensee (BSB)

Der Pressesprecher der Bodensee-Schiffsbetriebe, Josef Siebler, schreibt uns: «Die Passagierzahlen der ersten Saisonwochen waren sehr positiv und vielversprechend und auch mit den Ergebnissen der Feiertags-Wochenenden konnten wir, mit Ausnahme vom Fronleichnamstag, zufrieden sein. Dass aber die Schifffahrt ein extrem witterungsabhängiges Geschäftsfeld ist, haben uns die Wetterkapriolen in diesem Frühjahr einmal mehr deutlich vor Augen geführt: an sonnigen und trockenen Tagen durften wir uns über sehr gute Fahrgastzahlen freuen, während die zu zahlreichen Regentage im Juni und in der ersten Hälfte des Juli zu wenig Passagiere an Bord lockten.»

 

Und weiter: «Die starken Niederschläge liessen den Pegelstand des Bodensees sehr rasch ansteigen. Zwischen dem 4. Juni und dem 18. Juli lag der Pegel dauerhaft über 4,80 Meter, der Höchstwasserstand lag zeitweilig bei 5,10 Meter. Das brachte leider einiges an Erschwernissen für Fahrgäste, Schiffsbesatzungen und Hafenservicekräfte mit sich, die trotz des Aufbaus von Zugangsrampen nicht vollständig zu vermeiden waren. Insgesamt sind die Auswirkungen von Wetter, Pegel und der negativen Pressemeldungen hinsichtlich Hochwassergefahren und über eine vermeintliche Mückenplage am Bodensee deutlich spürbar: Die Fahrgastzahlen liegen auch im August deutlich unter den Vergleichswerten des Vorjahres.»

 

Aufgrund personeller Engpässe wurde das Fahrplanangebot in der Saison 2024 geringfügig reduziert.

 

Josef Siebler weiter: «Der stetige Ausbau des ufernahen ÖPNV in Zusammenhang mit der Nutzungsmöglichkeit von Deutschlandticket und weiterer Gästekarten in Zug und Bus führt zu einem stetigen Rückgang der Passagierzahlen im Kursverkehr entlang des deutschen Bodenseeufers.»

 

Und: «Der Herbst am Bodensee hat sich zunehmend als beliebte Reisezeit mit beständigem Wetter etabliert. Diese Chance werden wir gemeinsam nutzen und unser Angebot auf die Wünsche und Bedürfnisse der Gäste ausrichten. Den ganzen Herbst über bieten wir die beliebten Rundfahrten im Überlingersee, Obersee und Untersee an. Ausserdem gibt es die kulinarischen Angebote, unter anderem regelmässige Grill- und Pizza-Pasta-Fahrten, ein Bayerisches Frühstück, Zwiebelkuchen-Fahrten oder die Herbstschlemmerei.»