MS Iseltwald abgebrochen

Bruno Schoog, Markus Engemann, Kurt Hunziker
Seit einigen Jahren verfolgt die BLS Schifffahrt eine neue Flottenstrategie. Dies hatte zur Folge, dass die Motorschiffe Stadt Bern und Niederhorn vom Thunersee und das MS Iseltwald vom Brienzersee als überzählig aus der Flotte ausscheiden mussten. Als letztes der drei Schiffe wurde das MS Iseltwald in diesem Sommer abgebrochen. In verschiedenen Artikeln berichtete die Dampferzeitung über das MS Iseltwald. Untenstehend geben wir einige Auszüge wieder.

Der Motor des gleichnamigen Brienzersee-Vorgängerschiffes von MS Jseltwald zeigte Altersschwächen. Es hätte also einer Investition ohne Komfortverbesserung in ein Schiff bedurft, das sich von Grösse und Geschwindigkeit her ohnehin nur für schwach frequentierte Lokalkurse eignete. Für Extrafahrten war es, nur mit einer kleinen Kajüte ausgestattet, nicht attraktiv. Am 15. Juli 1963 hatte die Direktion der BLS daher einen Antrag an den Verwaltungsrat für einen Neubau gestellt. Zunächst hatten aber dringendere Aufgaben Vorrang.

 

Erst zugleich mit einer durchgreifenden Neuordnung der Verkehrsverhältnisse auf dem Brienzersee nahm das neue MS Iseltwald sechs Jahre später den Betrieb auf. Erbauer war die Schiffswerft Linz an der Donau (Österreich). Der Kaufpreis betrug CHF 995’000.00. Die Jungfernfahrt fand am 3. Mai 1969 statt. Das Thuner Tagblatt vom 7. Mai 1969 widmete dem neuen Schiff auch einige Zeilen. Das originale Typenschild zeigt die technischen Daten.

 

Neue Schiffsform

Das MS Iseltwald war das erste Schiff auf den Oberländer Seen für das auf dem Hauptdeck nur lange Panoramafenster verwendet wurden und weist im Aussehen Ähnlichkeiten mit MS Bachtel auf dem Zürichsee auf. Im Gegensatz zu diesem verfügt es über ein freies Oberdeck. Die Partien im Unterwasserbereich am Heck wurden nun flacher gestaltet als bei der «Niederhorn» und der «Jungfrau». Es war zudem in vieler Hinsicht Vorbild für das 1974 für den Thunersee beschaffte «Stockhorn».

 

Der Salon 1. Klasse ist vorne und mit Stahlrohrmöbeln und Tischen ausgestattet (gleiches Modell wie auf dem MS Niederhorn im Oberdeck-Salon). Auf dem Hauptdeck achtern ist die Laube fest abgeschlossen, heizbar und mit gepolsterten Bänken und mit Tischen möbliert worden. Über zwei Flügeltüren kann das Achterdeck erreicht werden. Das Oberdeck ist mit normalen Aussenbänken ausgestattet und den Passagieren der 1. Klasse vorbehalten. In der BLS-Mitarbeiterzeitschrift von 1987 wird die «Iseltwald» beschrieben.

 

Kompromisse am Heck

Die damaligen Vorschriften machten die Zulassung für eine Besatzung von zwei Personen von der Wasserverdrängung abhängig. Weil das Heck daher leicht und kurz zu gestalten war, konnten die beiden Ruder nicht hinter, sondern nur seitlich des einen Verstellpropellers montiert werden. Diese Gestaltung des Antriebes am Heck bewährte sich nicht. Es entstand vor allem bei langsamer Fahrt zu wenig Anströmung auf die Ruder. Nachdem sich inzwischen die Vorschriften geändert hatten, wurde das Schiff im Winter 1992/93 verlängert und eine Ruderanlage hinter den Verstellpropeller gelagert.

 

Von den Aufbauten wurde die hinterste Fensterachse nach hinten versetzt und zwischen die zwei bestehenden eine neue Fensterachse eingesetzt. Der Innenausbau wurde erneuert und die neue Abschlusswand hat anstelle der zwei Flügeltüren zwei mittig angeordneten Schiebetüren bekommen. Das Schiff wird wintertauglich gemacht (Isolation der Räume), Einbau einer Radaranlage.

 

1995/96 hat die «Iseltwald» einen neuen Hilfsdieselmotor erhalten. 1997 erhält das Schiff bugseitig vom Namenszug am Hauptdeck-Schanzkleid das Iseltwalder-Wappen.

 

Lawinenwinter

Als 1988 die Nationalstrasse am südlichen Ufer des Brienzersees eröffnet wurde, schienen die Zeiten des im Winter wegen der Lawinenniedergänge unterbrochenen Verkehrs zwischen Interlaken und dem Haslital der Vergangenheit anzugehören. Es sollte anders kommen. Im Februar 1999 waren Lawinengefahr und Schneemassen so gross, dass sämtlicher Verkehr zwischen Interlaken und Brienz auf den Seeweg verlagert werden musste. Für diesen kurzfristig eingerichteten Dienst stand MS Iseltwald im Einsatz.

 

Gut gepflegt

Das Schiff ist immer gut unterhalten worden und hat sich sowohl im Kursdienst als auch auf Extrafahrten bewährt. In den letzten Jahren wurde die «Iseltwald» vor allem für Barbecue- Fahrten eingesetzt. Das MS Iseltwald legte bis Ende 2020 460’181 Kilometer zurück.

 

Nach einer, von der Dampferzeitung organisierten, Abschiedsfahrt vom 25. September 2021 wurde das Schiff abgestellt.

 

Abbruch

Nachdem sich ein Verkauf des Schiffes aus verschiedenen Gründen zerschlagen hat, wurde die «Iseltwald» im Sommer 2024 in der Werfthalle in Interlaken Ost abgebrochen.

 

Technische Daten MS Iseltwald
Baujahr 1969
Erbauer Schiffswerft Linz/Donau (A)
Länge und Breite über alles 37.10 m/6.70 m
Antrieb ein dreiflügeliger Verstellpropeller
Motor ein Detroit Diesel 12V-71 mit 250kW
Tiefgang beladen 1.32 m
Wasserverdrängung beladen 105 t
Geschwindigkeit 25 km/h
Tragkraft 300 Personen