Dampferzeitung: Wie entwickelte sich das Fahrgastaufkommen auf den touristischen Kursen in der Hauptsaison 2025?
Vincent Pellissier: Der Verkehr litt unter der Nichtverfügbarkeit mehrerer Dampfschiffe, insbesondere im Juli und August. Gelegentlich mussten Passagiere aufgrund der unzureichenden Grösse der verfügbaren Schiffe am Quai zurückbleiben. Es ist anzumerken, dass trotz eines Rückgangs der zurückgelegten Kilometer um fast 30% im Vergleich zu 2024 der Rückgang der Passagierzahlen deutlich geringer ausfiel, nämlich weniger als 20%. Angesichts des Anstiegs der Passagierzahlen im öffentlichen Nahverkehr blieben die Gesamteinnahmen der CGN stabil, was erfreulich ist.
Was war z.B. der Grund, dass die «Savoie» mitten in der Hauptverkehrszeit stilllag und eine Schalenrevision bekam?
Verschiedene Arbeiten am Bug (Austausch des Bugstrahlruders) und vor allem am Heck (neue Steuerung) waren für den Winter 2024/25 geplant. Da diese Arbeiten seit zwanzig Jahren nicht mehr durchgeführt worden sind und es keine verlässlichen Unterlagen zu diesem Thema gab, beschloss die CGN, zuvor den Zustand des gesamten Rumpfes zu überprüfen. Mithilfe einer Methode zur Überprüfung der Wandstärken durch Pitching konnte eine genaue Bestandsaufnahme vorgenommen werden. Es wurde beschlossen, den gesamten Rumpf zu sandstrahlen. Man entschied sich dafür, das gesamte Schiff zu behandeln, anstatt punktuelle Reparaturen durchzuführen. Dieser Ansatz verdeutlicht den Wandel in der Instandhaltung, bei der nun vorbeugende Massnahmen Vorrang vor Reparaturen haben. Anstatt wie ursprünglich geplant 35 m² zu ersetzen, mussten nun fast 100 m² Blech ausgetauscht werden. Dies nahm einige Zeit in Anspruch, sodass das Dampfschiff erst im Spätherbst wieder in Betrieb genommen werden kann.
Warum fahren die «NaviExpress»-Schiffe nicht immer?
Bekanntlich muss bei den beiden Motorschiffen Évian-les-Bains und Thonon-les-Bains die Manövrierfähigkeit am Heck technisch noch verbessert werden, was ab 2027 geschehen soll. Aus diesem Grund werden die beiden NaviExpress nicht gleichzeitig eingesetzt, da bei ungünstigen Wetterbedingungen (Windböen, starker Wellengang) oder Ausfällen der neuen Schiffe („Kinderkrankheiten“) immer eine Reserve zur Verfügung stehen muss, um den regulären Betrieb zu gewährleisten. Dies kann nur durch das MS Léman gewährleistet werden, das über die gleiche Passagierkapazität verfügt. Dies kann leider den Eindruck erwecken, dass „selbst bei ruhigem und schönem Wetter mindestens ein NaviExpress unnötig am Quai bleibt”. Derzeit und bis zum Frühjahr 2027 beenden die beiden NaviExpress im Rahmen ihrer Abnahme ihre Phase der Zuverlässigkeitsoptimierung. Es handelt sich um einen klassischen Schritt, der einer Lernkurve folgt, bei der auftretende Störungen von Fall zu Fall behoben werden, um das für den öffentlichen Verkehr in der Schweiz erforderliche Zuverlässigkeitsniveau zu erreichen.
Wie reagiert ihr Gastrounternehmen auf diese «besondere» Saison?
Unser Catering-Partner hat angesichts der Nichtverfügbarkeit bestimmter Boote gute Arbeit geleistet. Die derzeitige Funktionsweise, bei der unsere gesamte Flotte kostenlos zur Verfügung gestellt wird, ohne dass wir Einfluss auf die Leistungen nehmen können, wird in den nächsten zwei Jahren grundlegend geändert werden.
Wie geht die CGN damit um, die teilweise vernachlässigten Arbeiten an den Schiffen nachzuholen? Wird es wieder Stilllegungen von Schiffen im kommenden Jahr geben?
2026 wird in etwa dem touristischen Fahrplan 2025 entsprechen, wobei die Verfügbarkeit der Belle-Epoque-Flotte aufgrund folgender Faktoren eingeschränkt sein wird:
MS Italie
Nach verschiedenen Zwischenfällen mit den Schaufelrädern des MS Vevey und MS Italie, die seit ihrer Generalüberholung in den Jahren 2013 und 2016 stark beansprucht wurden, hat die CGN eine sukzessive Austauschkampagne gestartet. Das MS Italie bleibt daher im nächsten Sommer ausser Dienst gestellt, um dessen Räder zu ersetzen.
MS Léman
Gleichzeitig weisen die aus Stabilitätsgründen am MS Léman angebrachten Verstärkungen einige Risse auf und müssen repariert oder sogar ersetzt werden. Das MS Léman muss daher sechs Monate lang im Trockendock überholt werden und steht daher nicht zur Verfügung.
DS La Suisse
Schliesslich ist die Wiederinbetriebnahme von DS La Suisse nach dem Schaden am Hochdruckzylinder im Sommer 2026 sehr ungewiss und kann noch nicht in den Fahrplan aufgenommen werden.
Der Riss in der Halterung des Hochdruckzylinders wurde bei einer Routinekontrolle im Mai dieses Jahres entdeckt. Aus Sicherheitsgründen (die Anlage steht unter einem Druck von 10,5 bar!) wurde DS La Suisse sofort stillgelegt. Für die Reparatur kommen nun zwei Optionen in Frage:
Im November dieses Jahres wird ein spezialisiertes Unternehmen mit einer eingehenden Analyse beginnen, die sogar Fahrversuche umfasst, um das Verhalten des Spaltes während der Fahrt zu beobachten. Bis Ende des Jahres sollte alles klar sein.
Andere Schiffe
Die kleinen Schiffe Morges, Lavaux und Valais, die drei Dampfschiffe Savoie, Rhône und Montreux, das dieselelektrische MS Vevey sowie teilweise (zusätzlich zu seinen öV-Einsätzen) das MS Henry-Dunant werden für touristische Zwecke eingesetzt.
Wie sieht der Zeitplan zur Renovation und der Finanzierung des DS Simplon aus?
Das Projekt begann mit der Ausarbeitung eines Vorentwurfs für eine vollständige Restaurierung des Schiffes und wurde dieses Jahr gestartet. Neben den technischen Aspekten muss auch die Finanzierung sichergestellt werden, die sich auf die drei Eigentümerkantone, die ABVL (Dampferfreunde) und eine hoffentlich zustande kommende Beteiligung des BAK (Bundesamt für Kultur) stützen wird. Derzeit beläuft sich das geschätzte Budget auf 25 Millionen (plus/minus 20%) Franken. Das Ziel ist, das Schiff nach Abschluss der Arbeiten spätestens 2031 wieder in Betrieb zu nehmen.
Wie sieht die Zukunft des Schiffes Helvétie aus?
Aufgrund des Zwischenfalls mit DS Simplon musste die vollständige Restaurierung leider verschoben werden. Es ist jedoch wichtig zu erwähnen, dass diese Renovierung nun im Geschäftsplan „Vision 2040” enthalten ist. Das Schiff verfügt nicht mehr über einen integrierten Antrieb. In der bereits von der ABVL in Auftrag gegebenen und finanzierten Studie zu den möglichen Auswirkungen künftiger Vorschriften hinsichtlich der neuen Nachhaltigkeitsanforderungen für Schiffsflotten steht diese Entscheidung ganz oben auf der Liste. Die Erkenntnisse aus dieser Studie, die aus dem Projekt «Simplon» gewonnen werden, sollen für die «Helvétie» genutzt werden. Die Grundzüge dieser vollständigen Renovierung, einschliesslich der Wahl des Antriebs, werden Ende 2026 vorliegen. Im Laufe desselben Jahres müssen auch wesentliche Fragen wie die Nutzung und die Finanzierung geklärt werden.
Das MS Col-Vert ist ausser Dienst. Was geschieht mit diesem Schiff?
Nach einer Kontrolle durch das Bundesamt für Verkehr im vergangenen Frühjahr verlor das MS Col-Vert seine Betriebsbewilligung. Angesichts der unverhältnismässig hohen Kosten für die Instandsetzung (geschätzt zwischen 2 und 3 Millionen Franken) beschloss die CGN, sie das Schiff ausser Dienst zu stellen.
Die CGN hat durch die besonderen Umstände der Saison 2025, mind. in der deutschsprachigen Schweiz, viel Goodwill verloren. Hier in Luzern oder auch den Berner Oberländer Seen hat man die Feststellung gemacht, dass bedeutend mehr Romands auf den Schiffen unterwegs waren. Wie geht die CGN mit einen so grossen Vertrauensverlust um?
Nach dem Unfall des DS Simplon im März 2024 und der Panne des DS La Suisse im Mai dieses Jahres war die CGN natürlich in den Medien der Romandie und sogar darüber hinaus in den Schlagzeilen.
Es gelang, die Ursachen für die aktuelle Situation zu erklären, nämlich das Zusammenspiel von vier Faktoren:
Der Verwaltungsrat der CGN ist sich dieser Situation seit einigen Jahren bewusst und hat eine strategische Vision für das Jahr 2040 entwickelt, die es der CGN ermöglicht, zuversichtlich in die Zukunft zu blicken. Derzeit wird gemeinsam mit den drei Eigentümerkantonen ein Zeitplan ausgearbeitet, der Anfang 2026 vorgestellt werden soll. Dank gezielter Massnahmen und detaillierter, glaubwürdiger Erläuterungen zur aktuellen Situation konnten zahlreiche erfolgreiche Anstrengungen unternommen werden, um das Vertrauen unserer Kunden zurückzugewinnen.
Der vorübergehende Ausfall der beliebtesten Schiffe der Flotte hat einmal mehr gezeigt, wie sehr die gesamte Bevölkerung der Region und Besucher aus nah und fern ihnen verbunden sind. Als Unternehmen, das dieses Erbe bewahrt, kommt der CGN in dieser Hinsicht eine besondere Rolle zu. Dies bestärkt uns in unserer Überzeugung, dass sie zusammen mit den kantonalen Behörden als Hauptaktionäre der CGN und den Spendern der ABVL bereit sein wird, die notwendigen Mittel für den Erhalt und den langfristigen Weiterbetrieb in den kommenden Jahren bereitzustellen.
Wie sehen Sie den touristischen Fahrplan im Jahr 2026?
Aufgrund der oben erwähnten umfangreichen Bauarbeiten und den damit verbundenen Sperrungen wird das touristische Angebot 2026 dem touristischen Angebot 2025 ähneln.
Mit dem Fahrplan 2026 wurde auch ein Paradigmenwechsel eingeführt, nämlich ein Betrieb, der auf Fahrplanstabilität abzielt. Der touristische Fahrplan wurde daher für die Belle-Epoque-Flotte mit einem Ersatzschiff (einem dieselelektrischen Schiff) erstellt. Dadurch lassen sich die Fahrtausfälle vermeiden, die beim Betrieb von über hundert Jahre alten Schiffen möglich sind. Diese Ausfälle wirkten sich sehr negativ auf das Image der Zuverlässigkeit des Angebots bei unseren Kunden, aber auch bei den Reiseveranstaltern aus, die schliesslich aufgrund der mangelnden Zuverlässigkeit darauf verzichteten, mit unserem Produkt zu arbeiten. Dieser Ansatz wird das Vertrauen in die CGN sowie die Vermarktung dieses grossartigen Produkts erheblich verbessern.
Dampfschiff-Liebhaber können bis Ende Februar das DS Savoie und anschliessend das DS Rhône bewundern, zu denen ab Ende April wieder das DS Montreux hinzukommen wird. Zwei der drei Dampfschiffe (welche, steht noch nicht fest) werden ausnahmsweise an langen Arbeitstagen mit doppelter Besatzung eingesetzt, um Abendfahrten von Lausanne und Genf nach Yvoire durchführen zu können.
Das MS Vevey ist in erster Linie als Reserveschiff vorgesehen, das sehr kurzfristig eingesetzt werden kann. Zu diesem Zweck wird auf der Hauptstrecke Lausanne-Genf-Lausanne, zwischen den Fahrten des öffentlichen Verkehrs am frühen Morgen und am späten Abend zwischen Ouchy und Évian/Thonon, das MS Henry-Dunant, ebenfalls mit doppelter Besatzung, eingesetzt.
Dazu wurden die Fahrpläne gelockert. Es wurden Minuten hinzugefügt, um die Fahrpläne besser einhalten zu können, die Sicherheit bei Manövern in Ufernähe zu erhöhen und Zeit für das Ein- und Aussteigen zu gewinnen. Schliesslich wird langsamer gefahren um den Energieverbrauch und damit die Treibhausgasemissionen pro Kilometer und Passagier zu senken. Dieser Fahrplan zielt darauf ab, seine Zuverlässigkeit zu erhöhen und gleichzeitig ein hochwertiges Erlebnis zu bieten.
Eine letzte wichtige Änderung für den Fahrplan 2026 betrifft die Verlängerung der Hochsaison. Der Monat September erscheint uns ideal um unseren Kunden ein erweitertes Angebot zu bieten.
Wie sehen Sie die Fahrten im öffentlichen Verkehr im Jahr 2026?
Nach Redaktionsschluss ist bei uns eine Medienmitteilung eingetroffen, die wir hier an das Interview anhängen.
Der Kanton Waadt, die Communauté de Communes Pays d’Evian Vallée d’Abondance und Thonon Agglomération haben eine Vereinbarung getroffen, um die Kontinuität der grenzüberschreitenden Seeverbindungen auf dem Genfersee bis im Jahr 2026 sicherzustellen. Diese Lösung gewährleistet den Verkehr in den Stosszeiten und berücksichtigt gleichzeitig die budgetären Zwänge der französischen Partner.
Diese Vereinbarung ist ein wichtiger Schritt, nach der Kündigung der bestehenden Vereinbarung durch die französische Seite, die zu Diskussionen über die Finanzierung des Dienstes geführt hatte. Dank der Dialogbereitschaft beider Seiten und mit Unterstützung der französischen Behörden konnte eine Lösung gefunden werden.
Im Jahr 2026 werden die Verbindungen zu den Hauptverkehrszeiten beibehalten, während das Gesamtangebot gezielt angepasst wird. Die Schweizer und die französische Seite werden wie in den letzten Jahren jeweils die Hälfte der nicht durch Einnahmen gedeckten Leistungskosten finanzieren. Die Arbeiten zwischen den Beteiligten werden fortgesetzt, um einen neuen rechtlichen und nachhaltigen Finanzrahmen ab 2027 zu schaffen. Ziel ist es, die Stabilität dieses wesentlichen grenzüberschreitenden Mobilitätsangebots zwischen den beiden Ufern des Sees zu gewährleisten.
Fahrplan
Man beachte, dass die normalerweise mit den beiden Naviexpress von und nach Evian (N1), respektive Thonon (N2), im Fahrplan ausdrücklich als solche bezeichnet sind. Es handelt sich um den überwiegenden Teil der Überfahrten.