Dampferfreunde vor grossen Herausforderungen

Mario Gavazzi
Die Dampferfreunde-Organisationen der Schweiz und dem angrenzenden Ausland treffen sich jährlich zu einer Konferenz. Im Wechsel der jeweiligen Standorte lud der Verein Internationales Bodenseeschifffahrts-Museum mit ihrem Präsidenten Kurt Reich ein. Der Anlass, an dem die meisten Organisationen vertreten waren, fand am 21. August 2024 in Rorschach statt.

An der Tagung im Gebäude der Würth-Unternehmungen zwischen Bahnhof und Ufergelände wurden sie durch Armin Broger namens dieses weltweit tätigen Konzerns begrüsst. Das Würth Haus Rorschach ist Teil des kommerziellen Bereichs, aber auch ein offenes Zentrum mit Kunstausstellungen und anderen kulturellen Tätigkeiten. In dieser abwechslungsreichen Umgebung besprachen die Verantwortlichen der Dampferfreunde-Vereinigungen aktuelle Themen wie etwa die Dekarbonisierung im Rahmen der Umwelttauglichkeit der Dampfschiffe.

 

DS Hohentwiel

Als Vertreter des gastgebenden Vereins, der Trägerschaft für die «Hohentwiel» als letztem einsatzfähigen Raddampfer auf dem Bodensee, skizzierte Präsident Kurt Reich die aktuellen Fragen rund um dieses Schiff. Auch das historische Motorschiff Oesterreich bildet Teil der Bodenseegeschichte. Beide Oldtimer werden vom Unternehmen Historische Bodenseeschifffahrt bewirtschaftet. Diese Institution hat wechselvolle Jahre hinter sich und man hofft auf Stabilität für die kommende Zeit.

 

Verein Pro Dampfer

Raimund Hipp als Präsident des Vereins Pro Dampfer erläuterte die Fortschritte im Projekt eines Neubau-Raddampfers für Rhein und Untersee beziehungsweise auch Bodensee. In der Standortfrage und in den Finanzierungsperspektiven ist die Organisation einen wichtigen Schritt weiter gekommen. Die Frage der Umweltverträglichkeit kann mit der geplanten Holzpellet-Feuerung zukunftsfähig gelöst werden.

 

Aktion pro Raddampfer

Auf gutem Kurs unterwegs ist der Zürichsee mit den beiden Dampfern Stadt Rapperswil und Stadt Zürich, von denen jeweils einer kursmässig unterwegs ist. Der frisch ins Amt gewählte Präsident Pius Rüdisüli berichtete über die in einigen Jahren fälligen Gesamterneuerungen der beiden Oldtimer. Unter den Gästen weilte auch Dampferzeitungs-Redaktor Kurt Hunziker, der seit Jahren im Vorstand der Aktion Pro Raddampfer Zürichsee mitwirkt.

 

Lac Léman

Auf dem Lac Léman hat über die Ostertage die sturmbedingte Havarie von Europas grösstem Binnenseeraddampfer, DS Simplon, landesweit Schlagzeilen gemacht. Die Abklärungen über Art und Umfang der Reparatur laufen auf Hochtouren. Der frühere Präsident Maurice Decoppet wie auch sein Nachfolger Yves de Gunten sind mit dem Vorstand des Genfersee-Dampferfreunde intensiv am Arbeiten. In den kommenden Jahren wird auch das Radschiff Helvétie ein Thema sein. Die Dampferfreunde stehen im engen Austausch mit dem Schifffahrtsunternehmen CGN.

 

Vierwaldstättersee

Intensive Diskussionen der anderen Art löste das Vorhaben aus, mit dem Dampfschiff Gallia ab 2025 neben einer kurzen, zweistündigen Kursfahrt nur noch als Premium-Rundfahrten ab Luzern durchzuführen. Hier sind die Dampferfreunde Vierwaldstättersee gefordert.

 

DS Greif

Für den Greifensee-Dampfer Greif skizzierte Beat Dittli als Vertreter der Eigentümerschaft (er ist Vizepräsident der Stiftung zum Betrieb des Dampfschiffes Greif) die aktuellen Herausforderungen.

 

Thuner- und Brienzersee

Auf den beiden Seen im Berner Oberland verkehren die beiden Dampfschiffe Lötschberg und Blümlisalp im geordneten Rahmen. Bei der «Blümlisalp» gab es im Frühjahr technische Probleme, welche in gutem Sinne gelöst werden konnten. Im Herbst 2024 wird man wieder mit dem Einsatz des Schraubendampfers Spiez rechnen können.

 

DS Neuchâtel

Ein Maschinendefekt hat beim Neuenburgersee-Dampfer Neuchâtel ein reparaturbedingtes Stillager erfordert. Der Sekretär der Dampferfreunde Trivapor, Sébastien Jacobi, berichtete mit Freude, dass der Dampfer wieder im Einsatz steht.

 

Oberitalien

Die Teilnehmer erfuhren auch die Aktualitäten der drei letzten Raddampfer Oberitaliens. Die «Piemonte» auf dem Lago Maggiore steht bis 2025 in Revision und Gleiches ist mit der «Patria» auf dem Lago di Como geplant. Die «Concordia» steht regelmässig im Einsatz. Auf beiden Seen bereitet man zwei Jubiläen vor: 2026 werden die «Concordia» und «Patria» 100 Jahre alt. Im gleichen Zeitraum blicken die maschinengetriebenen Schifffahrten auf zwei Jahrhunderte ihres Bestehens zurück. Mit Spannung erwarten die Schiffsinteressierten attraktive Jubiläumsangebote. Ziel der Verantwortlichen ist es, in zwei Jahren alle drei Raddampfer einsatzfähig zu erleben und auch die anderen historischen Schiffe, etwa das MS Milano (Comersee), sollen das Jubiläum mitgestalten.

 

Zeitreisefahrt auf dem Bodensee

Im Anschluss an die Diskussionen lud der gastgebende Verein zu einer Zeitreise-Fahrt mit der «Hohentwiel» und dem ebenfalls wunderbar restaurierten Motorschiff Oesterreich ein. Die Gäste wurden von den Kapitänen Robert Kössler (DS Hohentwiel) und Fritz Köchle (MS Oesterreich) und ihren Besatzungen begrüsst. Bei schönstem Wetter genossen sie die Reise entlang der Uferlandschaften von Bayern, den Kantonen St. Gallen und Appenzell-Ausserrhoden sowie Vorarlberg mit dem Pfänder als bekanntem Ausflugsort.

 

Herausforderungen für die Zukunft

Die nächste Tagung wird 2025 am Neuenburgersee stattfinden. Die Teilnehmer der Tagung werden ihre ehrenamtliche Arbeit weiterhin mit Freude und Engagement leisten. Immer im Brennpunkt zwischen Geschichte und Zukunft und mit Blick auf neue Herausforderungen.