Crowdfunding zur Bergung des Dampfschiffs Säntis nicht erfolgreich
Der Schiffsbergeverein Romanshorn gibt mit Bedauern bekannt, dass die zweite Crowdfunding-Kampagne zur Finanzierung eines erneuten Bergungsversuchs und der Konservierung des Dampfschiffs Säntis die angestrebte Zielsumme nicht erreichen konnte. Trotz beeindruckender Unterstützung aus den Anrainerstaaten des Bodensees muss das Projekt vorerst eingestellt werden.
Der Plan
Der Verein hatte geplant, dass historisch bedeutsame Dampfschiff Säntis bei einem erneuten Anlauf mithilfe moderner Litzenhebertechnik aus einer Tiefe von 210 Metern zu bergen. Vier verbliebene Hebeseile unter dem Wrack sowie die Erkenntnisse aus früheren Bergungsversuchen bildeten eine vielversprechende Grundlage. Doch das ehrgeizige Vorhaben scheiterte letztlich an unzureichenden finanziellen Mitteln.
«Mit minimalen Ressourcen das Maximum zu erreichen, ist ein Drahtseilakt, der uns beim ersten Versuch nicht gelungen ist», erklärt Silvan Paganini, Projektleiter und erfahrener Offshore-Experte, der bereits Objekte aus 2’200 Metern Tiefe im Santos Basin vor Brasilien bergen konnte. «Mit ausreichenden Ressourcen wäre alles möglich.»
Auch die Konservierungskosten stellten sich als Herausforderung heraus. Grund dafür ist die dicke Schicht giftiger Bleimennige-Farbe auf dem Wrack, die bei der Restaurierung aufwendig behandelt werden müsste.
Dank an Unterstützerinnen und Unterstützer
«Wir danken allen Spenderinnen, Spendern und Gönnerinnen, die mit ihren Beiträgen gezeigt haben, wie sehr dieses Vorhaben in der Bevölkerung verankert ist», betont Paganini. «Die Begeisterung und Unterstützung ermutigen uns, weiterhin an der Vision zu arbeiten, das Dampfschiff Säntis für die Nachwelt zu erhalten.»
Da jedoch zeitlich begrenzte Ressourcen wie die Verfügbarkeit der Fähre, der Werft und des Liegeplatzes auslaufen, ist ein neuer Versuch nur mit einem überarbeiteten Konzept möglich. «Es gab viele Kritiker, die genau wussten, wie es besser geht. Jetzt dürfen sie gerne selbst die nächste Initiative starten», fügt Paganini mit einem Augenzwinkern hinzu.
Die Spenderinnen und Spender der zweiten Crowdfunding-Kampagne erhalten ihre Beiträge automatisch innerhalb von 14 Arbeitstagen zurück.
Ein Leuchtturmprojekt mit Herausforderungen
Das Dampfschiff Säntis ist ein einzigartiges Zeugnis der Pionierzeit der Schifffahrt auf dem Bodensee. Es war das erste Schiff, das von Kohle- auf Ölbefeuerung umgestellt wurde – ein technologischer Wandel, der sich jedoch wirtschaftlich als Misserfolg erwies. Diese Situation erinnert an aktuelle Diskussionen über den Übergang von Verbrennungsmotoren zu Elektrofahrzeugen.
Auch die Dreizylindermaschine des Schiffs war ein technologisches Pionierstück. Ursprünglich für gleichmässige, lange Fahrten auf Flüssen oder dem Meer konzipiert, erwies sie sich als ungeeignet für die wechselnden Anforderungen des Bodensees, wo häufige Drehzahlwechsel erforderlich sind.
Dank des Bergungsprojekts ist dieses technische Meisterwerk einem breiten Publikum bekannt geworden und bleibt ein Symbol für den Innovationsgeist seiner Zeit.
Ausblick
Trotz des Rückschlags bleibt der Schiffsbergeverein Romanshorn seinem Ziel verpflichtet. «Wir werden das vorhandene Material aufräumen und sichern. Doch die zahlreichen Ideen aus der Bevölkerung und von unseren Mitgliedern lassen bereits neue Projekte am Horizont erscheinen», so Paganini. «Der Verein wird nicht lange die Beine hochlegen.»