Juni 2024

MS Berna (II) – Bielersee

Um 1960 besteht die Flotte der Bielersee-Schifffahrtsgesellschaft (BSG) aus dem Dampfschiff Berna (1913) und fünf Motorschiffen: Seeland (1932), Jura (1933), Stadt Biel (1953), J.J. Rousseau (1953) und Chasseral (1960).
Das Dampfschiff Berna im letzten Betriebsjahr.
(Foto Sébastien Jacobi)
Der Halbsalondampfer Berna ist ein Dorn im Auge der damaligen Direktion. Wie auf anderen Seen üblich, will man auch hier moderne Schiffe. Dazu sprechen zwei Gründe gegen die alte «Berna»: Sie ist für Kanalfahrten ungeeignet, weil sie zu hoch gebaut ist, daher ist sie nur auf dem Bielersee verwendbar; und das Bundesamt für Verkehr fordert verschiedene Baumassnahmen, um die Stabilität des Schiffes zu verbessern.
Die neue «Berna» wird hier in Linz zusammengebaut.
(Archiv Franz Dosch)
Die neue «Berna» wird in Linz bei der Donauwerft bestellt. Den Grund dazu liefert die Mitgliedschaft der Schweiz und Österreichs in der Europäischen Freihandelszone EFTA. Dadurch entfallen die Zollgebühren. Dies ergibt einen finanziellen Vorteil gegenüber einem Kauf in Deutschland (Bodan-Werft).
Der erste Stapellauf ist missglückt.
(Archiv Kurt Hunziker)
Per Bahn werden die verschiedenen Bauteile von Linz direkt nach ins Werftareal in Nidau bei Biel befördert, dank des inzwischen abgebrochenen Gleisanschlusses. Nach dem Zusammenbau ist der Stapellauf auf den 6. Juni programmiert 1964. Die vielen Zuschauer sind Zeuge, dass dies nicht gelingt, denn das Schiff bleibt auf der Ablaufbahn stecken.
Vor der Jungfernfahrt: Noch weht die österreichische Flagge am Toppmast.
(Foto Franz Dosch)
So erfolgt der eigentliche Stapellauf in aller Stille am 15. Juni 1964 und die Jungfernfahrt am 27. Juni 1964. Zwei Tage zuvor führt das Dampfschiff Berna seine letzte Fahrt aus, eine Abendrundfahrt mit 300 Personen an Bord. Die neue «Berna» ist 48,23 Meter lang und 9,00 Meter breit (jeweils über alles). Die beiden GM Dieselmotoren vom Typ 8-V-71 N leisten je 250 PS. Das Schiff kann 600 Personen befördern.
Im Stilllager in Biel.
(Foto BSG, 1. August 1987)
Im Lauf der Jahren wird MS Berna mehrmals modernisiert – so zum Beispiel in den Jahren 1985/1986: Ersatz Stromversorgung von Gleichstrom 110 V durch Wechselstrom 220/380 V. Dies erlaubt den Einbau der Radaranlage. Gleichzeitig wird der Funk auf allen Schiffen der BSG eingeführt. 1995 folgt eine Neumotorisierung und ein Jahr später gibt es einen neuen Innenausbau.
Mehrere Jahre war die «Berna» als «Boppla»-Schiff (Werbung für Porzellan) unterwegs.
(Foto Kurt Hunziker, 19. August 1997)
Ein eher negatives Beispiel sind die Werbeanstriche der Bielersee-Schiffe. Das MS Berna fährt als «Frisco-Liner» auf den drei Seen. Dieser verschwindet im Jahr 2005.
Es folgte die Phase als «Glacé-Schiff».
(Foto Kurt Hunziker, 21. Juni 2003)
Im Winter 2021/2022 wird die «Berna» neu motorisiert und mit einem Hybridantrieb versehen. Die neue Antriebsleistung wird 2x180kW betragen. Der Antrieb selber erfolgt mit Elektromotoren. Zusätzlich wird eine Batterieanlage eingebaut, diese Anlage umfasst 64 Zellen mit je 1.44 kWh Kapazität. Die beiden Generatoren liefern eine Leistung von 135 bzw. 180 kW.
Das MS Berna trifft in Biel ein. Links das DS Neuchâtel.
(Foto Sébastien Jacobi, 1. September 2017)