Juli 2020

DS Helvetia – Bodensee

Das erste Schiff welches Escher Wyss & Cie., Zürich, für den Brienzersee erbaute, war die «Interlaken» (I). Es kam im Frühling 1857 in Betrieb und war 40,55 Meter lang und 8,25 Meter breit. Eine 2-Zylinder Niederdruckmaschine sorgte für den Antrieb, welche dem Glattdeckdampfer eine Geschwindigkeit von 18 km/h ermöglichte. Der Kessel wurde anfänglich mit Holz und Torf befeuert, ab 1864 stellte man auf Kohle um. Der Raddampfer war für 200 Passagiere zugelassen und benötigte sieben Mann als Besatzung. Die Tragkraft wurde 1917 auf 150 Personen beschränkt.
Foto: Das DS Interlaken (I) um 1865 an der Ländte von Interlaken-Ost.
Der Gütertransport und ab 1862/63 auch der Winterverkehr beanspruchten die «Interlaken» (I) stark. So musste Escher Wyss immer wieder Reparaturarbeiten übernehmen oder wie 1863 die hölzernen Radschaufeln ersetzen.
Foto: Gut sichtbar auf diesem Bild ist der offene Steuerstand am Heck des Schiffes (Aufnahme vor 1897).
Mit dem Aufkommen der beiden Salonraddampfer Oberland und Brienz zu Beginn der 1870er-Jahre geriet der Glattdeckdampfer mit seinem bescheidenen Komfort ins Hintertreffen. 1875 war der Zustand des Schiffes sehr schlecht und daher eine Generalrevision nötig. Die Dampfmaschine wurde auf Hochdruck umgebaut und der Kessel ersetzt. Die Aufbauten und die Schiffsschale erhielten eine Überholung. Nur zehn Jahre später ersetzte man die bisherigen hölzernen Radkästen und die Deckträger durch Eisenkonstruktionen.
Foto: DS Interlaken in Rückwärtsfahrt nach Bönigen. Diese Aufnahme entstand zwischen 1939 und 1945.
1897 lieferte Escher Wyss & Cie. eine neue Nassdampf-Verbundmaschine mit deutlich höherer Leistung, was einen neuen Kessel für einen Betriebsdruck von 7,0 Atü nötig machte. Als letztes Schiff der Brienzersee-Flotte erhielt die «Interlaken» (I) ein Dach über dem Mittelschiff und eine vordere Abschlusswand. Zeitgleich installierte man eine elektrische Beleuchtung mit 33 Glühlampen. Am Heck des Dampfers erbaute man ein eigentümliches Steuerhaus. Die Schiffssteuerung versetzte man um 1918 vom Heck in die Schiffsmitte. Die Funktion des Kapitäns konnte mit dem Steuermann zusammengelegt werden, was Einsparungen beim Personal ermöglichte.
Foto: DS Interlaken befindet sich hier, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, oberhalb der Werft.
Grössere Unfälle mit der «Interlaken» (I) wurden keine verzeichnet. Nur am 28. Dezember 1897 kollidierte sie bei der Anfahrt zur Station Ringgenberg in der Dunkelheit mit einem Ruderschiff, welches schwer beschädigt wurde. Am Raddampfer entstand kein Schaden und dessen Steuermann war am Vorfall ohne Schuld. Am 25. Januar 1908, abends um 20.20 Uhr, fuhr der Dampfer bei dichtem Nebel auf Grund. Die «Giessbach» (III) konnte die zwei Jahre ältere «Interlaken» (I) nach kurzer Zeit befreien. In den 1930er-Jahren war der Raddampfer auf Grund seiner Grösse und des beschränkten Komforts meist nur in der Vor- und Nachsaison auf dem See anzutreffen. Während des Zweiten Weltkrieges stand er im Winter ab und zu als Ersatz für das Motorschiff Iseltwald (I) im Einsatz. Nach 94 Jahren in Betrieb wurde die «Interlaken» (I) 1951 abgebrochen.
Foto: DS Interlaken (I) – letzte Reserve im letzten Betriebsjahr (Aufnahme vom 18. September 1949).