Februar 2021

DS Wilhelm Tell (I);
später DS Reuss (I) – Vierwaldstättersee

Das Dampfschiff Wilhelm Tell (I) wird ab Mitte Dezember 1863, nach den gleichen Plänen wie das DS Winkelried, (I) 1864 von der Firma Escher Wyss in Zürich für die Postdampfschiffgesellschaft erbaut. Der Dampfer wird mit einer schrägliegenden Doppel-Compoundanlage mit Balancierantrieb ausgerüstet, mit je einem Hoch- und Niederdruckzylinder in Tandembauweise einem Balancier zugeordnet, somit vier Zylinder (echte Woolf’sche Bauart).
Foto: DS Wilhelm Tell (I) um 1880 in Luzern.
Der Stapellauf erfolgt am 17. Mai 1864, die erste Fahrt folgt am 27. Juli 1864. Das DS Wilhelm Tell (I) ist 48.78 Meter lang und 5.04 Meter breit. Die Tragkraft beträgt 350 Personen. Die Leerverdrängung beträgt 134 Tonnen. Das Schiff wird von einer Besatzung von 9 Mann bedient.
Foto: Nach der Neubekesselung 1892 erhielt die «Wilhelm Tell» (I) einen neuen Kamin.
Die Einsegnung des Dampfers erfolgt erst im April 1865 durch den Luzerner Stadtpfarrer. Hohen Besuch erhält das DS Wilhelm Tell (I) am 22. August 1865: Kaiserin Eugénie und Kaiser Napoleon III. fahren mit dem Dampfer von Luzern nach Alpnachstad. Im Winter 1874/1875 wird der gesamte Holzbau erneuert. Die «Wilhelm Tell» (I) erhält auch einen neuen Kessel, dessen Erstellungskosten zu zwei Dritteln den Betriebskosten zugeschlagen werden.
Foto: Der Dampfer trifft, zwischen 1899 und 1908, in Weggis ein. Gut sichtbar ist der grössere Aufbau achtern.
1882/1893 werden zwei neue Kessel mit einem Arbeitsdruck von 7 Atm. eingebaut, man hofft damit, bei weiterer Verwendung der Originalmaschine eine grössere Leistungsfähigkeit des Schiffes zu erzielen. Da sich bisher nur ein Kessel im Schiff befand, müssen die Fundamente neu gemacht werden. Bei diesem Anlass werden auch die defekten Kohlekasten, die Rohrleitungen und der Kamin ersetzt.
Foto: DS Wilhelm Tell (I) im Stilllager an der Landungsbrücke 5 in Luzern.
1897 wird DS Wilhelm Tell (I) meist im Stückgutverkehr auf der Flüeler-Route eingesetzt und bekommt ein neues Vorderdeck. 1899 wird das Achterdeck umgebaut, dazu gehört auch ein kurzer Salonaufbau. Gleichzeitig muss ein angerissener Zylinder ersetzt werden. 1908 mit der Inbetriebnahme des Salondampfers Wilhelm Tell (II) wird das Schiff auf den Namen Reuss (I) umgetauft.
Foto: Zeitgenössische kolorierte Ansichtskarte der «Reuss» auf der Fahrt in den Heimathafen beim Meggenhorn.
Aus dem Geschäftsbericht der DGV von 1916: «Raddampfer Reuss aus dem Jahre 1864, der während der letzten 20 Jahre nur mehr für Gütertransporte verwendet wurde, hätte vor Wiederindienststellung bedeutende Aufwendungen für Umbauten defekter Teile benötigt. Der Verwaltungsrat hat daher vorgezogen, das Boot auszurangieren und dessen Abbruch in Aussicht zu nehmen. Den Bilanzwert des Schiffes haben wir abzüglich Materialwert durch die vorliegende Gewinn- und Verlustrechnung abgeschrieben.» Im letzten Betriebsjahr, 1915, legte DS Reuss insgesamt 13’668 Kilometer an 126 Betriebstagen zurück.
Foto: Die «Reuss» als «Stückgüter-Schiff» in Brunnen, angehängt ist ein Schleppnauen.
Aus dem Geschäftsbericht der DGV von 1918: «Aus Rücksicht auf die hohen Altmaterialpreise wurde der Raddampfer Reuss im Jahre 1918 abgebrochen. Das Schiff war bereits seit drei Jahren ausrangiert.» Der Verkauf des Alteisens erbrachte 36’100 Franken.
Foto: DS Reuss wartet in der Werft auf den Abbruch.