Februar 2020

DS Stadt Luzern (II) – Vierwaldstättersee

Der Salondampfer Stadt Luzern wurde im Juni 1887 in Dienst gestellt. Sein Name erinnerte an den ersten Raddampfer auf dem Vierwaldstättersee, der 50 Jahre zuvor mit gleichem Namen in Fahrt kam. Die zweite «Stadt Luzern» war bei Escher Wyss für Fr. 337’500 bestellt worden und sollte alle bisherigen Schiffe der Gesellschaft und der ganzen Schweiz in Dimension und Ausstattung übertreffen.
Foto: Das Werkfoto der Firma Escher Wyss zeigt die „Stadt Luzern» (II) im Urnersee.
Den Anforderungen entsprechend lieferte die Zürcher Werft ein mächtiges Schiff. Es war 63 Meter lang und über den Radkästen 14,3 Meter breit. Es konnte je nach Quelle zwischen 1‘100 und 1‘200 Gäste mitnehmen. Angetrieben wurde der Dampfer von einer schrägliegenden Zwei-Zylinder-Verbundmaschine, die zwei Räder mit je zehn hölzernen Schaufeln antrieb. Den nötigen Dampf lieferten drei Kessel mit einer gesamten Heizfläche von 275 m2.
Foto: Bau der Dampfmaschine in den Werkstätten der Firma Escher Wyss in Zürich.
Unter dem Hauptdeck befand sich im hinteren Schiffsteil der Speisesalon 1. Klasse. Vorne waren eine Kajüte der 2. Klasse und Räume für die Mannschaft und Gerätschaften untergebracht. Der Salon 1. Klasse auf dem Hauptdeck war im Stil der deutschen Renaissance ausgestattet worden. Der wohl beliebteste Aufenthaltsort auf dem Hauptdeck dürfte die rings um den Salon laufende, weit über den Schiffsrumpf hinaus gebaute Galerie gewesen sein. Diese war mit Tischen und Sesseln versehen und durch das Oberdeck bedacht.
Foto: Das Flaggschiff verlässt die Landungsbrücke von Brunnen.
Das Oberdeck, damals als Promenadendeck bezeichnet, erstreckte sich über die ganze Breite und beinahe ganze Länge des Dampfers und hatte einen umlaufenden Handlauf. In der Mitte des Oberdecks befand sich der Rauchsalon, dessen Dach dem Kapitän und Steuermann als Kommandobrücke diente. Ein eigentliches Steuerhaus war damals auf dem Vierwaldstättersee noch nicht üblich.
Foto: Die «Stadt Luzern» (II) in Luzern. Gut sichtbar die umlaufende Galerie.
Am 2. Mai 1893 durfte das Schiff, in Begleitung vom DS Italia, den Deutschen Kaiser in einer aufwändigen Extrafahrt von Flüelen nach Luzern befördern. Eigentliche Pannen hatte die «Stadt Luzern» nicht. Sie wurde auch nicht streng eingesetzt und legte in Friedenszeiten pro Jahr etwa 14’000 Kilometer auf dem See zurück. 1915 erzwang der Kriegsausbruch die Stilllegung des Dampfers. Ein Jahr später wurde er für Internierten Transporte nochmals aktiviert, um dann im Folgejahr endgültig ausser Fahrt genommen zu werden. Nach dem Krieg war der Zustand des Schiffes sehr schlecht und grössere Reparaturen wären für eine Wiederinbetriebnahme nötig gewesen. 1924/25 wurde nochmals abgeklärt, ob diese Arbeiten sinnvoll seien oder ob nicht ein neuer Raddampfer bestellt werden sollte. Im Herbst 1925 wurde die «Stadt Luzern» II zum Abbruch verkauft und 1928 kam die „Stadt Luzern» III auf den Vierwaldstättersee.
Foto: Die letzte Fahrt der «Stadt Luzern» fand 1916 mit deutschen internierten Soldaten statt.