Dezember 2022

Lac Léman – DS Genève (I); ab 1934 MS Genève (I)

Das erste von den Gebr. Sulzer erbaute Genfersee-Schiff nimmt am 28. Mai 1895 den fahrplanmässigen Dienst auf und wird sofort auf dem Expressdienst zwischen Genf und Le Bouveret eingesetzt. Der Raddampfer hat eine Länge von 63.10 Meter und eine Breite von 13.95 Meter (jeweils über alles), die schrägliegende 2-Zylinder-Nassdampfverbundmaschine leistet 890 PSi. Die «Genève» kann 1’000 Personen befördern, dies bei einem Mannschaftsbestand von zehn Personen.
Foto: Nach der Betriebsaufnahme übernimmt die «Genève» die Schnellkurse von Genf nach Le Bouveret.
Der Erstklass-Salon auf dem hinteren Hauptdeck ist sehr geräumig und mit einer Täferung mit geschnitzten Nussbaumrahmen mit heller Füllung ausgestattet. Sofas und Stühle sind mit Plüsch überzogen. Vor dem Salon liegt auf der einen Seite das Damenzimmer mit Waschraum und auf der anderen Seite ein Wirtschaftsraum. In den Radkasten sind die Küche, die Kasse, die Kapitänskammer und Räume für die Mannschaft untergebracht.
Foto: Blick in den Salon (Ansichtskarte, abgestempelt am 25. August 1903).
1898 schreibt die «Genève» Weltgeschichte: Vor dem Betreten des Schiffes wird Kaiserin Elisabeth von Österreich (genannt «Sisi») vom italienischen Anarchisten Luccheni erstochen.
Foto: Schöne Betriebsaufnahme: Das Dampfschiff Genève mit Schlagseite.
Kurz vor Ende des Ersten Weltkrieges wird erwogen, die träg reagierende Maschine nach dem Krieg durch eine neue moderne Maschine zu ersetzen. Darauf wird jedoch verzichtet. 1930 erhält der Dampfer eine Totalrevision: Teilverglasung des Oberdecks, Ersatz des Sonnenzeltes durch ein Blechdach, Auffrischung des Salons, neue Kommandobrücke samt Steuerhaus.
Foto: Ansichtskarte aus Evian-les-Bains, abgestempelt am 19. Oktober 1915.
Für die Kessel muss 1932 dringend Ersatz beschafft werden. Sulzer offeriert zwar neue Kessel, offeriert aber zu den fast gleichen Bedingungen eine Motorisierung. Die CGN beschliesst diese Offerte anzunehmen und die «Genève» auf dieselelektrischen Betrieb umzubauen. 1933/34 leisten die Firmen Sulzer (Dieselanlage), BBC (Elektroanlage) und die CGN (schiffbautechnische Arbeiten) Pionierarbeit. Bereits im Sommer 1934 laufen die Probefahrten an, der Betriebsaufnahme steht nichts mehr im Weg.
Foto: Die neu motorisierte «Genève» im Sonntagseinsatz.
Am 2. August 1942 fällt der «Genève» die Ehre der einzigen Seeüberquerung während des Zweiten Weltkriegs zu, und zwar anlässlich eines Turnfestes im von deutschen Truppen besetzen Evian-les-Bains.
Foto: Bereits mit Rostspuren: Das MS Genève anfangs der 1970er Jahre in Genf.
Ab 1970 ist das erste dieselelektrische Radmotorschiff infolge des schlechten Zustands der Schale als Reserveeinheit eingeteilt. 1974 wird das MS Chablais in Betrieb genommen, deshalb wird die «Genève» nicht mehr benötigt. Sie erbringt im Herbst 1973 die letzten Leistungen mit Kursfahrten.
Foto: Blick, anfangs der 1970er Jahre, in die Rondelle der 2. Klasse.
Nach der Ausserdienststellung wird die «Genève» an den Verein «Bateau Genève» verkauft, das Schiff in Genf stationiert. Der Verein ist ein privater Verein sozialer Natur, der als öffentliches Versorgungsunternehmen anerkannt ist. Sein Zweck ist es, Erwachsene in prekären Situationen oder persönlichen und sozialen Schwierigkeiten willkommen zu heissen. Im Sommer lässt sich auf dem Schiff gut den Apéro samt Tapas geniessen und wenn man nett fragt, darf man auch die beiden Dieselmotoren besichtigen (https://www.bateaugeneve.ch/).
Foto: Ein Besuch auf der «Genève» lohnt sich immer.